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A b d ü lh a k $ in a si H isar. U n s e r g u t e r F a h i m B e y . Eine L ebensgeschlchfe. Ü b e rtra g e n aus dem T ürkischen v o n F riedrich v o n Rumm el. V erlag M o u to n & Co., Den H aag, DM 8,80.
Daß d ieses Buch n u n schon in d ritte r A u flag e erscheinen k o n n te, spricht für das W e rk sow ohl als den Ü b ersetzer, u n d d ie se r E rfolg so llte auch deutsche V e rle g e r e rm u n tern , sich in d er n e u e s te n tü rk isch en L ite ra tu r e tw a s um zusehen. H ier w u rd e je d e n fa lls ein e P erle gefunden! A b d ü lh a k $ in asi H isa r (geboren 1888) z ä h lt a lle rd in g s zur ä lte re n G en eratio n , u n d d a h e r m ag es kom m en, daß diese e rs te g rö ß ere dichterische A rb eit, d er v ie le literarisch e K lein a rb e it v o ra n g e g a n g e n ist, ab se its d e r P ro b lem e m o d e rn ste r tü rk isch er D ichtkunst steh t, d afü r a b e r ein en tief schürfenden, g eistreich en u n d lächelnden P h ilo so p h en v e rrä t, d er sich sein W issen um die R ätsel des L ebens im eu ro p äisch en W e ste n , bei u n se re n g ro ß en G eistern , v o r allem aus eig en em E rleb en g e h o lt h at. D er D ichter e rz ä h lt die L ebensgeschichte e in es sy m p ath isch en Is ta n b u le r S on d erlin g s. Nicht, daß d ie se r T ypus sich w esen tlich v on sein esg leich en in irg en d einem w estlich en L and u n te r scheiden w ürde, a b e r sein Leben w ird durch die A ugen e in es D ichters g eseh en , d er se in e n H eld en nicht n u r v o r d en H in te rg ru n d d er S tad t am G old en en H o rn u n d dazu noch, m öchte m an sagen, m it ein em Bein in d er osm ani- schen u nd m it dem a n d e re n in d er re p u b lik an isch en Epoche stellt. D ieser F ahim Bey ist e in aufgeschlossener, g e b il d eter, w e itg e re is te r M ann, d er täglich die P a rise r Z eitung Le T em ps liest, an W e lte re ig n iss e n teilnim m t, sich m it ih n en a u se in a n d e rse tz t, im G eschäftsleben, zu dem e r g ar nicht kom m t, ein P h a n ta s t bleibt, u nd -dessen In n en leb en ein e S p ieg elu n g d e r R eak tio n ist, die F ahim b ei sein en M itm enschen h e rv o rru ft. D er D ichter zeichnet sie v o rtre ff lich, ü b erleg en , m it v ie l H um or, un d findet reichlich G eleg en h eit, sein e eig en e E in stellu n g zum Leben an den M ann ?u b ringen. Sein H eld u n te rlie g t im L eben und b leib t dennoch S ieger. F ahim s laufen, w ie g esag t, in a lle r W e lt herum , a b er d ie s e r F ahim ste h t au f Is ta n b u le r Boden, und w er das G em älde b etrach tet, das des F ahim s B iograph vo n d er S tad t am G oldenen H orn en tw irft, dem w ird Is ta n bul zu einem E rlebnis au s d e r F erne. Die L im m ath ath en er, daß sind die E inw ohner v on Zürich, kom m en, bei einem V ergleich ih re r schönen S tad t m it N eap el zum Schluß, daß, w enn d er ü tlib e r g F eu er sp e ie n w ürde, Zürich ein zw eites N eap el w äre, und die N e a p o lita n e r se lb st m einen, ein A nblick ih re r S tad t v e rsö h n e so g ar m it dem Tode. W e r A b d ü lh ak $ in asi H isars H ym ne auf Istan b u l liest, die w ir an a n d e re r S telle w ied erg eb en , w ird nicht n u r b egreifen, w esh alb das h erb e A n k a ra H a u p tsta d t w e rd e n m ußte, so n d ern d er türk isch en V e rk e h rsz e n tra le das S chlagw ort em pfehlen: „Istanbul ist W eg zeh ru n g für ein M enschen leben!"
Fahim Bey v e rtrö d e lt sein Leben u nd b e tr itt trotzdem die Schw elle des A lters reich beschenkt, d en n d er Dichter, d e r d iese L ebensgeschichte schrieb, die F. v on Rum m el so sinngem äß und m it tiefem Einfühlen in D eutsche ü b e rtru g , h a t den Sinn des L ebens erfaß t, u nd seine E rk en n tn is ist für uns, auch w enn w ir g lau b en k e in e Fahim Beys zu sein, trö ste n d und w eg w eisen d zugleich.
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