Semantik war immer schon ein wichtiger Teil der Linguistik und anderer Disziplinen (Syntax, Etymologie, Philosophie, Logig, Theologie, Dialektologie, Rechtsprechung usw.
Sie war aber keine eigenständige Wissenschaft bis 50’er und 60’er Jahre.
Den Begriff Semantik gibt es erst seit 1897, aber seit je haben sich Philologen und Sprachwissenschaftler mit der Bedeutung beschäftigt, im 19.Jahrhundert natürlich vor allem historisch orientiert.
So versuchte man, die Etymologie von Wörtern zu erforschen, indem man nicht nur ihre Laut, sondern auch ihre Bedeutungsgeschichte zurückverfolgte.
Dabei entdeckte man weitverzweigte Wortfamillien der indoeuropӓschen Sprachen.
Diese gehen auf etymologische Wurzeln zurück, die neben den linguistischen auch kulturgeschichtliche Aufschlüsse über das Leben prähistorischer Gemeinschaften geben.
Damit ergibt sich ein gemeinsames Arbeitsgebiet für die Disziplinen Semantik, Historio und Soziolinguistik, denn die Erklärung für den Vorgang kann nur interdisziplinär aus sprachlichen, historischen und sozialen Ursachen gefunden werden.
Bei der historischen Betrachtung werden Bedeutungsverengerungen besser gesagt Bedeutungswandel untersucht.
A-DIE TRADITIONELLE SEMANTİK
Bedeutungswandel
Ursachen des Bedeutungswandels
- Veränderung der außersprachlichen Wirklichkeit:
Wandel der Sachverhalte bzw. des Wissens über Sachverhalte
- Veränderung der sozialen Bewertung:
Die Bedeutung als sozialkonventionelle Vorstellung über eine Entität bzw. einen Sachverhalt kann sich ändern, wenn sich das Interesse an oder die Assoziation (Konnotation) mit der Entität in der Sprachgemeinschaft ändert.
- Sprachkontakt:
Durch fremd- oder fachsprachlichen, soziolektalen oder dialektalen Einfluss wird Bedeutung hervorgerufen, indem ein angestammtes Lexem Bedeutungsaspekte eines Fremdenvorbildes übernimmt.
Typen des Bedeutungswandels
Bedeutungserweiterung (Generalisierung) Bedeutungsverengung / Spezialisierung Bedeutungsverbesserung
Bedeutungsverschlechterung Bedeutungsübertragung Bedeutungsentlehnung
Bedeutungserweiterung (Generalisierung)
- Der Bedeutungsumfang der Lexeme vergrößert sich.
Erweiterung des Verwendungskontexts; die Bedeutungsmerkmale verringern sich.
mhd. frouwe – „adelige Dame“
Frau – „erwachsener weiblicher Mensch“
Bedeutungsverengung / Spezialisierung
Einschränkung des Bedeutungsumfanges bzw. des Verwendungskontextes.
Das Lexem enthält dadurch weitere spezifische Merkmale.
mhd. hôchgezît – „kirchliche und weltliche Fest“
Hochzeit – „(Festlichkeit anlässlich der) Eheschließung“
Bedeutungsverbesserung
- Das ist eine positive Veränderung seines Status im Gebrauch der Sprachgemeinschaft.
Marschall bedeutete ursprünglich „Pferdeknecht“, heute „Offizier in hohem militärischen Dienstgrad“
Haupt („Trinkschale“) für Kopf
toll bedeutet zunächst soviel wie „töricht, verrückt“
18. Jh.: „erstaunlich“ 19. Jh. „großartig“
Bedeutungsverschlechterung
Das ist die konnotative (subjektive) Abwertung eines Wortes.
Dirne ahd. „Jungfrau“
mhd. „Dienerin, Magd“
Heute „Prostituierte“
mhd.wῐp (allg. Frau) Heute Weib
Bedeutungsübertragung
Der Bedeutungsumfang eines Wortes wird durch seinen metaphorischen Gebrauch verändert.
Flaschenhals Tischbein
Fuß des Berges Wolkenkratzer