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Eski Çin Kültürü ve Türkler

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Academic year: 2021

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DIE ALTCHINESİSCHE KÜLTÜR UND DIE TÜRKEN

Prof. Dr. W. EBERHARD

Zusammenfassung.

Es lâsst sich zeigen, dass im 3. Jahrtausend v. Chr. auf dem Boden Chinas eine Anzahi von sogenannten Lokalkulturen bestanden haben S wâhrend es noch keine “chinesische Kültür,, g-ab. Wo und was waren denn eigentlich die Chinesen selbst? Wir antworten darauf heute: Die gab es noch gar nicht, genau so, wie es vor 1400 Jahren noch keine Franzosen gab, wohl aber eine grössere Anzahi von Stâmmen und Völkern, aus denen bald danach Franzosen wurden. Die Untersuchun- gen an ailen hohen Kulturen, die bestehen, haben gezeigt, dass keine einzige von ihnen allein aus sich heraus gewachsen İst. Aile hohen Kulturen, die wir auf der Erde sehen und genauer untersuchen können, sind entstanden als ein Produkt des Aufeinanderwirkens verschiedenar- tiger Kulturen. Wenn dies nicht so wâre, so müsste man annehmen, dass die Völker, die die hohen Kulturen entvvickelt haben, einer be- s'onderen Rasse angehörten, einer Rasse, die fâhiger als die anderen İst. Wiewohl dies zwar mehrfach behauptet wird, İst es bis heute in keiner Weise bewiesen‘ ja die Ergebnisse der modernen Psychologie sprechen dagegen

Wir behaupten also heute - und wir können das auch bevveisen, dass es um 2500 v. Chr. noch keine Chinesen in dem Sinne, wie es sie heute gibt, gegeben hat, sondern auf dem Gebiet Chinas lebten die verschiedenartigen Völker, die wir a. a. O. aufgeführt haben. Völker leben nun nicht allein, voneinander getrennt und abgeschlossen. Schon die primitivsten Völker stehen miteinander in Beziehungen, friedlichen und kriegerischen. Diese Beziehungen haben nicht nur âusserliche Fol- gen, sondern greifen oft sehr weit in die Kültür der beiden miteinander in Beziehungen stehenden Völker ein. Man hat sich früher vorgestellt, dass solche Beziehungen zvvischen Völkern nur kriegerischer Art sein könnten, dass also das eine Volk das andere überfâlit und es

unter-^ Die hier gemachten Ausführungen sind eine kurze Zusammenfassung der Er­ gebnisse meiner Arbeiten; «Kııltur und Siedlung der Randvölkcr Chinas (Leiden, T’oung Pao 1942)», «Lokalkulturen im alten China» Bd. 1 (Leiden, T’oung Pao 1942) und Bd. 2 (Peking, catholic University 1942), sowie die daraus zu ziehenden vveiteren Folgerun- gen; für den Ictzten Teil vgl. eine in türk. Sprache vorbereitete Arbeit. Den alten Stand der Theorie gab mein Artikel «Early Chinese cultures» (Smithsonian Report 1937, Washington 1937).

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nicht immer so sein muss und dass friedliche Kontakte mindestens ebenso wichtig sind Gerade hierfür gibt die alte Geschichte Chinas zahireiche Beispiele.

Es traten also die eingangs geschilderten einzelnen Kulturen im Lauf der Zeit immer stârker miteinander in Beziehung. Dies geschah am heftigsten dört, wo für aile Stâmme ein Kolonisationsland war, öder wo ein Durchgangsgebiet war. Es gab in China Kolonisationsland: Dies waren die Mündungsgsgebiete des gelben Flusses und des Yang- tse. Diese Mündungsgebiete sind erst im Lauf der Zeit angeschvvemmt, und noch in geschichtlicher Zeit war ein betrâchtlicher Teil der heuti- gen Provinz Hopei unbewohnbar, weil völliges SumpfIand. Dört wird durch die Anschvvemmung des Flusses immer mehr Land bewohnbar, und dieses wird nun von den umliegenden Völkern kolonisiert. Hierbei vvandern von ailen umvvohnenden Völkern Teile ein, und die verschie- denartigen Einwanderer kommen miteinander in die engsten Beziehun- gen. Genau derselbe Vorgang, der am Rand der nordchinesischen Tief- ebene stattgefunden hat, hat auch im Delta des Yangtse stattgefun- den; auch dört haben sich âhnliche Neubildungen von Kulturen gezeigt, wie am gelben Fluss. Ein Durchgangsgebiet andererseits war das Tal des Wei-Flusses, eines Nebenflusses des gelben Flusses, der aus der Provinz Kansu kommt und nach Osten durch die Provinz Shensi in den gelben Fluss fliesst. Südlich der Flussebene sind unvvegsame Ge- birge, nördlich davon liegt die Steppe und Wüste. Das Tal selbst İst sehr reich und der einzige Durchgangsweg von Ostasien nach Zentral- asien. Daher war dieses Flusstal schon seit altesten Zeiten ein Durch­ gangsgebiet, durch das Stâmme von Osten nach Westen und von Westen nach Osten fluteten. Auch in solchen Durchgangsgebieten, solchen “Engpâssen,, kommen die durchströmenden Völker miteinander in die engste Beziehung. So gibt es also in China 3 Gebiete, die für die Bildung einer hohen Kültür nach unseren heutigen Kenntnissen besonders geeignet sein mussten. In ailen 3 Gebieten sind auch tatsâch- lich solche hohen Kulturen entstanden. Die Kültür, die im Yangtse- Delta entstanden İst, ist heute für unser Problem nicht so wichtig, daher vvollen wir nicht nâher auf sie eingehen. Es ist die a. a. O. erwâhnte Yüeh-Kultur, die hauptsâchlich für Japan und Indonesien be- deutsam ist, nicht so für China selbst.

Viel bedeutender ist die Kültür, die im Huangho-Delta entstanden İst. In die sich neu bildenden Ebenen wanderten nâmlich von Süden her die Tai ein, für deren Ackerbau diese Ebenen âusserst günstig waren. In die Wâlder am Rand dieser neuen Ebenen wanderte ein

an-^ Hierfür sind wichtig die Arbeiten von R. Thurnvvald (Die Menschliche Ge- sellschaft IV, 229; Lehrbuch d. Volkerkunde, 2. Auflage, S. 266); W. Mühlmann (Krieg und Frieden, 1939) betont das Kriegerische zu stark.

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DIE ALTCHINESISCHE KÜLTÜR UND DIE TÜRKEN 32

deres südliches Volk, die Yao, die in den Wâldern jagten und sam- melten. Von Norden her wanderten Tungusen ein, für deren Schvveine die feuchten Ebenen und die Wâlder der ideale Boden waren. So bil- dete sich hier im Osten eine Kültür, in der wir Elemente ali dieser 3 Komponenten noch deutlich erkennen. Nach dem Fundort nennen wir diese Kültür die “Lung-shan-Kultur„. Sie muss ungefâhr um 2.000 v. Chr. bestanden haben und war eine Kültür von Ackerbauern, die eine âhnliche Siedlungsform hatten, wie die alten Bewohner Anatoliens: Sie vvohnten auf Höyüks. Sie hatten Hâuser aus Kerpiç und Lehm. Aber sie waren gezvvungen, ihre Siedlungen mit Mauern zu umgeben. Sie hatten 2 grosse Feinde: Der eine waren die in den Bergen am Rand der neugebildeten Ebenen wohnenden Bergvölker, vor allem die schon genannten aus dem Süden gekommenen Yao, die in die Ebene karnen und Raubzüge machten, so wie sie es im âussersten Süden Chinas noch heute machen; der andere waren die türkisch-mongolischen No- maden des Nordes, die in den grossen Ebenen ein glânzendes Feld für ihre Reiter und ihre Kriegsvvagen hatten, und schnelle Ueberfâlle ma­ chen konnten, so wie dies auch spâter im Lauf der Geschichte bis zum heutigen Tag noch an der Nordgrenze Chinas der Fail war.

Diese Kontakte vor allem mit den türkisch-mongolischen Völkern (unsere bisherigen Quellen erlauben uns noch keine saubere Trennung) waren nicht nur so negativ. Nomadische Völker können mit ackerbau- treibenden sehr gut zusammenleben und bilden dann eine ideale Gemein- schaft. Die Nomaden tauschen sich von den Ackerbauern die Agrar- produkte ein, die sie für den Winter brauchen, und geben dafür den Ackerbauern von ihren Viehprodukten ab, vor allem Leder, Wolle, aber unter Umstânden auch Milch und Milchprodukte. Der Kontakt aber kann auch so gehen, und scheint in diesem Gebiet so gegangen zu sein, dass die Nomaden die Herren der Ackerbauer wurden, die Regierung ansübten, das Militâr darstellten, vvâhrend die Ackerbauer die vvirtschaftlich produktive Klasse des Landes darstellten. Beispiele für solche Vorgânge, die wir “Ueberlagerung,, nennen, haben wir auch aus der spâteren chinesischen Geschichte vielfach ^ So* erscheint also kurz nach der oben erv/âhnten Lung - shan - Kültür eine neue, in der dieses Element der türkisch - mogolischen Kültür deutlich zu spüren İst. Dies İst die erste historisch nachweisbare hohe Kültür in Ostasien, die sogenannte Shang-Kultur, die von etwa 1500-1050 v. Chr. bestanden hat. Wâhrend wir für die Lung-shan-Kultur nur archâologische Zeug- nisse haben, haben wir für die Shang-Kultur auch schriftliche, sowohl aus der klassischen chinesischen Literatür, wie von ihnen selbst, denn inzwischen war die Schrift erfunden, eine Vorform der spâteren chine- sichen Schrift. Die Shang bilden nun den ersten Staat auf dem Boden

* Vgl. mein demnâchst erscheinendes Buch «Das Reich des Toba» (Leiden,

E. Brill.)

A. Ü. D. T. C. Fakültesi Dergisi F: 3

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Ostasiens, und wir müssen annehmen, dass es die Türk-Völker vvaren, durch die dieser ausserordentlich wichtige Prozess der Staatsbildung erreicht İst.

Andererseits İst es sehr deutlich, dass der Einfluss der türkisch- mongolischen KuItur in diesem Staat und dieser KuItur noch nicht sehr stark ist.

Wâhrend der Zeit, wo in Ostchina, auf dem neugevvonnen “Koloni- sationsgebiet,, die eben geschilderten Vorgânge geschahen, gingen im Westen, in dem Durchgangsgebiet, der Ebene des Wei-Flusses, Dinge vor sich, die mindestens ebenso wichtig vvaren. Auchin dieses Gebiet stiessen Stâmme der Tai vor und trafen dört mit Stâmmen der Türken zusammen, die von Norden her an die reichen Weiden der Flussebene dieses Durchgangsgebietes heranvvollten. Dazu sassen auf ailen Bergen ringsum tibetische Völker mit ihren Schafherden. Wieder trat hier eine Vermischung der aufeinanderstossenden Kulturen statt, aber da die einzelnen Mischungskomponenten diesmal andere vvaren, war auch d as Ergebnis ein anderes. Diesmal vvaren keine Tungusen dabei, und die Türken vvaren* viel stârker. Mongolen vvaren, vv'enn überhaupt, nur schvvach vertreten. Ferner karnen die Tibeter dazu. Als letztes ist ein schvvacher Einfluss von Vorderasien her spürbar, den wohl türkische Völker vermittelt haben müssen. Die hier entstehende KuItur, deren Anfânge etvva um 2200 v. Chr. liegen, deren Blüte auch um 2000 v. Chr. vvar, wird nach dem Hauptfundort die Yang-shao-Kultur genannt. Sie İst in der europıischen Literatür durch ihre schöne, bemalte Kera- mik bekannt gevvorden, die Vervvandtschaft zeigt zuder bemalten Ke- ramik von Vorderasien und Südosteuropa. Man hat aber die Vervvandt­ schaft âusserst übertrieben und behauptet, dass die Trâger dieser Kül­ tür aus Südosteuropa eingevvandert sein könnten. Davon kann nach den neuesten Untersuchungen chinesischer Forscher keine Rede sein; im Gegenteil, es ist durchaus unsicher, in vvelcher Art diese Vervvandt­ schaft zu denken und vorzustellen ist ^ Tatsache ist nur, dass die Keramik nicht den Tai angehört.

Diese Yanghao-Kultur hat eine ziemlich vveite Ausdehnung: nicht nur den ganzen Nordvvesten des heutigen China, sondern in einer ge- vvissen Abvvandlung gehört auch noch die innere Mongolei und die Mandschurei vvenigstens teilvveise dazu, ferner auch der âusserste Wes- ten Chinas, also das Grenzgebiet zu Turkestan. Dasheisst, die KuItur der bemalten Keramik vvar in verschiedenen Abvvandlungen überall dört verbreitet, vvo unserer Kenntnis nach in der damaligen Zeit Türk- völker gesessen haben müssen.

Schon etvva ab 1600 v. Chr. tritt nun diese KuItur in starke Bezie- hungen zu der östlichen KuItur und vvird von dieser sehr beeinflusst.

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DIE ALTCHINESISCHE KÜLTÜR UND DIE TÜRKEN 35

Sie wandelt sich um. So dringt unter anderem auch die Schrift von Osten her ein, und man versucht, die eigene Sprache mit Hilfe der fremden Schrift zu schreiben. Politisch sind in der Zeit zwischen 1500 und 1100 hier keine starken grossen Staaten zu finden, sondern wohl eine grössere Menge von kleinen Staaten, die sehr kriegerisch sind, und vor allem mit dem Ostreich dauernd im Kriege liegen. Auch das Ostreich kam imner mehr unter den Einfluss türkischer Völker, was zur Folge hatte, dass der Staat sich verânderte, ebenso wie die Religi- on. Für die kriegerischen Weststaaten İst aber ihre militârische Organi- sation, die identisch mit der Staatsorganisation ist, das Typische und Wichtige. In diesem Punkt der eine Folge des stârkeren Vorherrschens türkischer Völker ist, sind sie dem Reich im Osten überlegen. Gegen 1100 V. Chr. nun bildet sich auch im Westen schliesslich ein Staat

heraus, der krâftiger ist als die anderen, diese anderen annektiert und nun im Westen ein grosses einheitliches, militârisches Reich bildet. Die- ser neue Staat hatte neben einer Führerschicht, die türkisch gevvesen zu sein scheint, sehr stark tibetische Völker mit herangezogen, die auch verhaltnismâssig kriegerisch waren, wâhrend die Tai- Völker als reine Ackerbauer unkriegerisch, friedlich vvaren. Diese Tai vvaren auch immer noch im Ostreich die führende Schicht, so dass das Ostreich zwar materiell reicher und kültüreli differeazierter, aber militârisch schvvâcher als das Westreich w ar. Etwa um 1050 v. Chr. kam es zu dem Zusammentoss zvvischen dem starken Westreich, das sich das “Reich der Chou„ nannte, und dem Ostreich, dem Reich der Shang. Dabei zerbricht das Ostreich volikommen, und die Chou sind die Herr- scher über beide Reiche und damit über ganz Nordchina. Beide Kul- turen gehen ineinander über und bilden nun in einem Prozess, der die nâchsten 2 Jahrhunderte andauert, das, was wir als eigentliche “chinesische Kültür,, bezeichnen können, das was sich in seinem tief- sten Grunde nicht mehr prinzipiell verândert hat. Auch in diesem Reich der Chou ab 1050 v. Chr., dem ersten vvirklichen chinesischen Reiche, İst noch der türkisch-mo.igolische Einfluss stark und deutlich, erst all- mâhlich schwâcht er ab gegenüber dem Einfluss des Tai-Elements. 1050 V. Chr. ist also für unsere heutige Auffassung das Geburtsdatum

der eigentlichen chinesischen Kültür. Erst zu diesem Zeitpunkt ver- schmolzen die beiden grossen Kulturen des Ostens und des Westens, die beide in gevvisser Hinsicht zwar miteinander vervvandt, aber doch im Grunde voneinander recht verschieden vvaren. Erst nach 1050 v. Chr. bildet sich eine neue Gemeinschaft von Leuten, die sich nun als eine Einheit fühlen, die sich “Chinesen,, nennen und sich als etvvas Höheres, Besseres empfinden als ihre Nachbarn, die sie verâchtlich als Barbaren bezeichnen. Erst von diesem Zeitpunkt an setzt nun eine umgekehrte Bevvegung ein. Bis zu diesem Zeitpunkt strömten die verschiedenen Einzelkulturen aufeinander zu und verschmolzen miteinander. Nun

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aber, als das Verschmelzung-sprodukt, der “Chinese,,, entstanden war, strömt diese neue chinesische kültür aus auf die Reste, die von den Einzelkulturen noch erhalten geblieben vvaren, und versucht, diese Einzelkulturen mit einzuschmelzen, mit einzubeziehen in die neue Ein- heit. Es begfinnt die Expansion des Chinesentums, die im spâten 10. Jahrh. v. Chr. zuerst schwach einsetzt, und bis zum heutigen Tag noch nicht beendet İst.

♦ *

Es İst erwâhnt worden, dass wir in der Zeit um 2500 v. Chr. von einer frühen türkischen Kuitur in Ostasien sprechen können einer Kül­ tür, die in den danach folgenden Perioden einen tiefen Einfluss auf die Bildung der richtigen “chinesischen,, Kültür ausgeübt hat. Man kann sagen, das ohne die Einvvirkung der Türken und ihrer Kültür nie eine chinesische Kültür in dieser Form enstanden wâre. Und es muss betont vverden, dass die Einwirkungen der türkischen Kültür auf die sich bildende chinesische Kültür ausserordentlich bedeutsam vvaren. Man kann sagen, dass auch viel türkisches Blut in diesen Leuten steckt, die vvir als Chinesen bezeichnen und die durchaus keine ein- heitliche Rasse darstellen, wie heute aile Anthropologen bestâtigen. *

Die eine Quelle für unsere Kenntnis von Dingen, die so weit zurück- liegen, İst selbstverstândlich die Archâologie. Durch Ausgrabungen chinesischer und schvvedischer Forscher in den letzten 20 Jahren sind vvir heute in der Lage, ein einigermassen volkommenes Bild von den verschiedenen Kulturen Ostasiens in vorgeschichtlicher Zeit uns zu machen. Aber bei ailen Dingen, die die Archâologie uns geben kann, bleiben grosse Lücken offen.

Hier setzt die Ethnologie und Kulturgeschichte ein, und durch das Zusammenarbeiten beider Wissenschaften zusammen mit der Sinologie lassen sich diese Lücken ausfüllen. Die Arbeitsvveise, nach der man vorgegangen İst bei diesen Untersuchungen, deren Ergebnisse, ich eben kurz mitgeteilt habe, İst folgende: zunâchst einmal vvurden möglichst sâmtliche Nachrichten der Chinesen über ihre Nachbarvölker gesammelt

® Vgl. w. Koppers: Urtürkentum ( Belleten, Ankara, Nr. 20, S. 493, 1941). ^ Manche haben, obvvohl sie, ebenso vvie andere, gr>ındsatzlich der Aufstellung der «Randvolkerkulturen» zugestimmt haben, die Zuverlassigkeit der chinesischen ethnographischen Quellen angezweifelt und darauf hingevviesen, dass auch die Berichte des Herodot, Tacitus, ja selbst- die des Mittelalters noch genug Phantastisches und Mârchenhaftes enthielten. Dagegen İst zu sagen : a) die chin. ethnogr. Berichte sind zu politischen Zwecken gemacht, erstreben daher selbstverstândlich höchste Genauig- keit, vvâhrend die genannten europaischen teilweise vvirklich mehr zur Unterhaltung der Gebildeten dienten, als dass sie Wissen vermitteln vvollten. b) die Benutzung und systematische Behandlung des Materials ergibt ein nach dem heutigen Stand der Ethnologie durchaus sinnvolles Bild der verschiedenen Kulturen ; die Quellen können also nicht so unzuverlassig sein. Selbst anscheinend marchenhafte Berichte, wie die von

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Diese Nachrichten beginnen etwa 700 v. Chr. und reichen bis zur Jetzt- zeit. Es handelt sich um ein ungeheures Material. Mehr als 2000 Stâm- me und Völker werden ervvâhnt und mehr öder vveniger ausgiebig beschrieben. Dieses ganze Material musste gesichtet und geordnet wer- den. Es ergab sich bei der Ordnung, dass schon die Chinesen selbst die verschiedenen Einzelstâmme zu grossen Gruppen zusammengefasst hatten, die sie zwar nicht mit demselben Namen bezeichneten, wie wir es in der modernen Wissenschaft heute tun, die sich aber mit den modernen Einteilungen doch fast immer gânz decken. So liessen sich am Rande Chinas eine Anzahi von Randvölkerkulturen feststellen, und aile für diese Kulturen typischen Dinge genau darstellen. Durch die Quellen, die mehr als 2500 Jahre umfassen, konnte man genau feststel­ len, wo die Sitze der einzelnen Kulturen zu den verschiedenen geschicht lichen Perioden waren, und wie sich das Siedlungsgebiet im Lauf dieser Zeit verândert hatt. So Hess sich eine Karte der Völkerver- breitung in vorchristlicher Zeit zeichnen, und zugleich Hess sich die Kültür der einzelnen Völker gut beschreiben: Schon daraus ergaben sich manche interessante Dinge.

Nach dieser Untersuchung wurde nun die sogenannte chinesische Kültür selbst untersucht. Es vvurden einzelne Dinge aus der Kültür her- ausgenommen. Es wurde untersucht, welche Rolle sie in der chinesischen Kültür spielten, seit wann, und wo sie die bedeutendste Rolle spielten. Dabei zeigte sich, dass gevvisse Dinge nur in gewissen Gebieten Nord- chinas eine grössere Bedeutung hatten. Nun wurden an diese Diskussion anschliessend aile Dinge behandelt, die in der chinesischen Kültür mit dem erstbehandelten Kulturgut zusammenhângen. Auchhierbei wurdewieder gezeigt, dass diese aus demselben Gebiet stammten. Bei ali diesen einzelnen Untersuchungen ergab sich, dass eine gewisse Gruppe von Kulturgütern mit dem Norden zusammenhing, und zwar mit einem bestimmten Ge­ biet. Auf diese Weise wurden hunderte von einzelnen Untersuchungen gemacht. Dieselbe Untersuchung wurde natürlich auch für andere Dinge gemacht, die dann ebenso deutlich nach dem Süden wiesen, wie be- stimmte Hausforjnen, Herdformen, u. s. w. Nachdem diese “Lokalkultu- ren„ festgestellt waren, wurde untersucht, we!che Beziehungen sie zu den vorher definierten Randvölkerkulturen haben, die in der Nâhe

den Leuten mit durchlöcherter Brust, enthalten einen vvahren Kern, den man durch genügende Materialkenntnis herausholen kann. Ferner kommen für einen Versuch, den nicht-einheitlichen Ursprung der chinesischen Kültür zu ervveisen ( diese Idee İst von A. Conrady, H. Maspero u. a. bereits vorgebracht worden, aber keiner hat es unter- nommen, die einzelnen Komponenten zu isolieren und darzustellen, da keiner das Material durchgearbeitet hatte), eben einzig und allein chinesische Quellen in Frage als die altesten. Moderne chinesische und europâische Werke konnen nur beilâufig zu Vergleichs- zwecken und zur Ergânzung herangezogen vverden, da mÖglichst altes Material zur Aufhellung der Zustande der alten Zeiten benutzt vverden muss. Es bleibt also gar keine andere Wahl.

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festgestellt waren. Es zeigte sich, dass die Lokalkulturen nur eine âltere Form der Randvölkerkulturen waren. Nun lassen sich aus den Quel- lennachrichten viele dieser Dinge genau datieren. Dies lâsst eine Datie- rung bis in die Shangzeit, also das 15 Jahrh. v. Chr. zu. Bei vielen Dingen ergibt sich aber, dass sie noch viel âlter sein müssen als die Shangzeit, und durch Vergleichung mit den Ergebnissen der Archâo- logie lassen sie sich dann auch noch höher datieren.

So waren wir also in der Lage, festzutellen, dass ali die in einem bestimmten Gebiet Nordchinas auftretenden Dinge volikommen mit der spâteren als türkisch festgestellten Kültür übereinstimmen, und konnten daher sagen, dass es sich um eine türkische Kültür auf chinesischem Boden handelte. Und auf die geschilderte Weise liess sich das Alter dieser türkischen Kültür auch feststellen.

Wie sah diese alte türkische Kültür aus? İm Grunde nicht viel anders als die türkische Kültür auch noch der spâteren Zeit. Diese Leute waren hauptsâchlich Pferdezüchter, trieben nebenbei etwas Anbau, wogegen die Jagd (entgegen den Behauptungen mancher âlteren For- scher) kaum eine Rolle mehr bei ihnen gespielt hat. Sie hatten eine Himmelsreligion, in der der Kült des Himmelsgottes, der durch die Sonne vertreten war, die höchste Bedeutung hatte. Die ganze Religion war sehr stark astral, d. h. es war eine Art Gestirnsreligion. Daneben gab es einen Kült des Feuers. Es gab eine ausgebildete Regierung und die Gesellschaft war geschichtet, d. h. es gab eine Oberschicht von Adligen und eine Unterschicht von Sklaven. Die Frau spielt in dieser Gesellschaft eine ziemliche Rolle, wenn auch der Mann nach aussen zu der Herr İst. Es würde zu weit führen, hier aile weiteren Einzelheiten, die wir noch wissen, aufzuzâhlen.

Gerade die politische Organisationsfâhigkeit aber, die bei ailen Nomadenvölkern infolge ihrer Wirtschaftsform besonders ausgebildet İst, war das vvichtige Element, das durch die Türken hineingebracht İst in den Prozess der Bildung der chinesischen Kültür; mit diesem ver- band sich die Religion und Philosophie und die Familienorganisation. Diese Dinge sind in der sich bildenden chinesischen Kültür die Grund- pfeiler gevvorden, und sie sind es, denen es zu verdanken İst, dass sich die chinesische Kültür vveiter entwickelt in und bis zum heutigen Tage nicht vergehen konnte. Viele andere Dinge sind noch dazu ge- kommen aus dieser alten türkischen Kült ur, aber keines İst so vvichtig wie diese genannten. İn ihnen liegt die welthistorische Bedeutung der Türken.

Sie sehen also, dass diese sinologischen Untersuchungen über die alteste Geschichte Chinas und das Werden Chinas zugleich auch ein Licht auf die alteste türkische Kültür vverfen, dass sie uns Auskunft geben können über Dinge aus Zeiten, die wir aus anderen Quellen nicht mehr erfahren können.

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