• Sonuç bulunamadı

Die Geschichte der Generationen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Die Geschichte der Generationen"

Copied!
1
0
0

Yükleniyor.... (view fulltext now)

Tam metin

(1)

fragt nach der Entstehung, Überlieferung und gegenwärtigen Bedeutung von Erin-nerung. Ihm geht es um die Klischees, Mystifizierungen und Lebenslügen, die an der kollektiven und individuellen Ge-dächtnisbildung beteiligt sind.

Zentral dabei ist die Frage nach der narrativen Autorität der Erinnerung. Kann der Autor „eine fremde Geschichte zur eigenen“ machen, selbst wenn er „die eigene in der fremden nur spiegelt“? Für Gstrein geht dies nur, wenn die Gedächt-nisbildung durch eigene und fremde Er-fahrungen von der Gedächtnisreflexion ergänzt wird. Diese Gedächtnisreflexion garantiert den notwendigen Anteil an Verantwortung in der Erfindungsfreiheit der Literatur. Glaubwürdig ist das litera-rische Gedächtnis nur, wenn nicht nur ge-schildert wird, was erinnert wird, son-dern auch wie erinnert wird. Dieses Be-wusstsein der Verantwortung gegenüber der Erinnerung hat, zumindest in der Literatur, stark zugenommen.

Die Geschichte der Generationen

Die Literarisierung der Erinnerung hat ih-rerseits eine Geschichte, die von den spe-zifischen Generationserfahrungen nach 1945 nicht zu trennen ist. In der kulturpo-litischen Diskussion spielen die Genera-tionen eine Schlüsselrolle als historischer Index für die „in Zeitgenossenschaften rhythmisierten Lebens- und Geschichts-erfahrungen“ (Aleida Assmann). Eine Generation wird konstituiert durch die ihr gemeinsamen Erfahrungen und Er-innerungen. Jede Generation hat somit ihre eigene Vergangenheit, die sie auf je verschiedene Weise erinnert und die sie von der Vergangenheitserzählung ande-rer Generationen abgrenzt.

Man kann die Generationen der litera-rischen Gedächtniskultur der Einfachheit halber auf einer diachronen und auf einer synchronen Achse darstellen. In der his-torischen Abfolge erzählt jede Generation für sich die Geschichte neu, indem sie die

Geschichten der vorhergehenden Gene-ration überschreibt, umdeutet oder ver-wirft. In der Gegenwart gibt es mehre-re Vergangenheitserzählungen von ver-schiedenen Generationen, die in unter-schiedlicher, meist antagonistischer Form im Rahmen des kommunikativen Ge-dächtnisses koexistieren.

Über der diachronen Darstellung der Erinnerungsgenerationen nach 1945 steht das Schlagwort vom „Nullpunkt“-Be-wusstsein der Nachkriegsliteratur. Wie bei allen Mythen, so ist auch daran nur die Hälfte wahr. Der allegorischen oder uto-pischen Erhöhung der Zeitgeschichte und dem gegenwartsfixierten Realismus in den Romanen und Gedichten nach 1945 steht die Erinnerungskunst des Dramas gegenüber. Zwei Theaterstücke boten eine Bühne für die zeitgemäße Auseinan-dersetzung mit der jüngsten Vergangen-heit. In Wolfgang Borcherts Rückkehr-Drama Draußen vor der Tür, das als Hör-spiel 1947 gesendet, als Bühnenstück im gleichen Jahr uraufgeführt, als Film 1949 gedreht wurde und zu den meistgespiel-ten deutschen Dramen gehört, ist der heimkehrende Soldat nicht Täter, son-dern Opfer: Opfer des Krieges und zu-gleich der vergessensanfälligen Nach-kriegsgesellschaft; in Carl Zuckmayers nicht minder erfolgreichem Flieger-Drama Des Teufels General (1946) opfert sich der sabotagebereite Mittäter am En-de selbst. Borchert hat, bereits vom To-de gezeichnet, konsequent über die Ge-dächtniswerdung der Literatur nachge-dacht. In einem Brief vom 17. Dezember 1944 findet sich der hellsichtige Satz, dass nicht die Kriegsteilnehmer uns den Krieg „in künstlerischen Werken erhalten, son-dern die, die nachher lebten“.

Doch diese Ausnahmen täuschen nicht darüber hinweg, dass die Erinnerung nach 1945 zunächst zum Schweigen ge-kommen ist. In Albrecht Goes’ Erzählung Das Brandopfer (1953), die den Begriff „Holocaust“ erstmals wörtlich in die Michael Braun

Seite 12 Nr. 480 · November 2009

Referanslar

Benzer Belgeler

In der Tat haben wir es hier mit zwei verschiedenen Wortern zu tun. 11b1S dan wegen der Semantik nicht mit kirg. irbis 'eine Luchsart' verwechselt werden, und W. Bang war sich

Ein wesentlicher Teil der von Caferoglu untersuchten Sondersprachen bestehen aus Berufsargot, die sich der türkischen Grammatik bedienten, aber einen für Fremden nicht

Zu denken ist hier weiterhin an Poetiken und Ästhetiken und an all jene Kontexte, in denen grundsätzlich über Dich- tung und Literatur nachgedacht wird, andererseits aber auch

Die Primärzeugnisse sind für sie noch so nah, dass sie persönlich be- troffen machen können, zugleich aber schon so in Distanz gerückt, dass sie sich nicht mehr nahtlos mit

Eine solche Er- innerung an die Vergangenheit muss sich verkappen und verkapseln: „Weil aber so viele geschwiegen haben, bleibt die Ver- suchung groß, ganz und gar vom eigenen

Er wurde immer höflicher, erledigte mein Anliegen auf die liebenswürdigste Weise, entschuldigte sich nochmals, daß er mich hatte warten lassen, und bat mich, meiner

h — Die Gefügebilder zeigen, dass mit Steigendem Pressluftdruck die Spritzpartikel kleiner werden und die Gesamtoxydgehalte der Spritzschichten wachsen.. Bei Erhöhung