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TOURING ET AUTOMOBILE CLUB DE TURQUIE
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İstanbul — Eski Beylerbeyi Sarayı
ancien Palais de Beylerbeyi (Bosphore)
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W ir a lle haben irg en d w an n schon einm al von einem M ärchenschloss geträum t. Mit diesem Traum schloss verb an d en sich g a n z bestimmte V o rstellu ng en , ein e blendend w eisse Fassad e mit grossen Bogen fe n ste rn , herrlichen G ä rte n mit seltenen Bäumen und Blum en, ein b lau es sonn en du rch glän ztes M eer und über allem natürlich ein sü d lich -b la u e r Him m el. A b e r w ie das nun einm al mit Traum gebilden ist, sie ve rflü ch tigen sich w ie der N ebel vo r der Sonne und mit einem leichten G e fü h l des B edauerns kehren w ir in die rauhe nüchterne W irk lic h k e it zurück und stellen enttäuscht fe st, dass unser w eisses Traum schloss am blauen M eer eben nichts an d eres als Traum w a r.
M anchm al a b e r kommt es vo r, dass Träum e auch W irk lic h k e it w erden und dann merken w ir, dass die W irk lic h k e it immer noch w u n d e rb a re r ist als a lle Traum gebilde und M ärch e n . Dies erleben Sie n irg end w o in der W e lt so v ie lfä ltig als g e rad e hier in der Türkei und g a n z besonders in Istan b u l, der alten M e tro p o le des einst so m ächtigen O sm anen reich es. Ein A b g la n z jener einstigen Pracht und G rö sse blieb uns in den za h lreich en P alästen und Lustschlösschen, an denen g e rad e Istanbul so reich ist, e rh alte n . Zu ihnen gehört auch der P a la st B e ylerb e yi am asiatisch en Ufer des Bosporus — unw eit von Ü skü dar.
Einsam und verträum t rag t seine p räch tig e Fassade heute aus den blauen Bosporusfluten em por. Blendend w eiss in der M ittagsso n ne, rosig erglühend im Strahl
der au f- und untergehenden Sonne oder bleich und geheim nisvoll im bleichen Licht des M ondes scheint von dem G la n z v erg a n g e n er Feste zu träum en. Nur hin und w ie d e r e rw ach t er aus diesem D ornröschen s c h la f zu neuem Leben, wenn seine P ru nksäle den Rahmen zu einem g la n zv o lle n S taatsem p fan g abgeben so llten .
Der P a la st B e y le rb e yi, so w ie w ir ihn heute sehen, w urde 18 6 5 von Sultan A bdül A z iz erbaut und mit einer ü b erschw än g lich en Pracht au sg estattet. In seinem A u ftrag hatte der Baum eister des P alaste s Dolma- bahee, Serkis B a ly a n , den H olzbau des alten von Sul tan M ahm ut II. erbauten Lustschlösschens ab g etrag en und an seiner S te lle das heutige B au w erk in türkisch maurischem Stil mit einigen Zugeständnissen an die dam als in Europa vorherrschende Architectur errichtet.
Das erste Som m erschlösschen jed o ch , das ja h r hundertelang diese Ste lle zierte la n g e bevor M ah mut II. den im Laufe der Zeit v e rfa lle n e n Bau durch einen neuen ersetzte, w a r von einem der N ach fo lg e r Sultan M ehm et Fatih s, des Eroberers von Istan b u l, e r baut w o rd e n . Im Ja h re 1612 e rb lickte hier einer der Söhne des Su ltans Ahm ed I. das Licht der W e lt, der sp äter a ls M urad IV . den Thron bestieg. Das Schlö ss chen, das dam als den Nam en S e vk ä b a d fü hrte, lag inmitten eines grossen G o rten s, der von den Türken Istavro z-G a rte n ge n an n t w u rd e . Diese Bezeichnung geht a u f das a lte C hrysokeram o s der B yza n tin e r
zu-OCTOBRE 1957'
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Beylerbeyi Sarayının dahilinden
Intérieur du Palais de Beylerbeyi
rück, so g enannt nach einer K irch e, deren Dach mit vergo ldeten Backsteinen bedeckt w a r und die diese Bezeichnung auch dann noch b e ib eh ielt, a ls die Kirche längst v e rfa lle n w a r.
Im Erdgeschoss und im ersten Stock befinden sich zw e i riesige P ru nksäle, die nur fü r ein ig e kleinere N e benräum e noch P latz lasse n . Der P ra ch tsa al im E rd geschoss, in dessen M itte ein grosses W asserb ecken mit einem Springbrunnen Kühlung bringt, w ird von 16 M arm orsäulen g e trag e n . Dem Springbrunnen g e genüber führen zw e i breite Treppen in den im ersten Stock gelegenen E m p fa n g ssa a l, der die gleichen A u s m asse hatte w ie der S a a l im Erdgeschoss. Beide Räu me, ebenso das Tre p p e n h au s, sind M eisterw erke o rie n ta lisch e r D ekorationskunst.
Im allgem einen w urd e dieses Schloss von den os- m anischen K aisern nicht als W o h n sitz benutzt. Nur A bdu l Hamit II., dem dieser P a la st nach seiner A b setzung a ls Z w an g sresid e n z an gew iesen w u rd e , v e r brachte hier seinen Lebensabend, wo er 7 6 Ja h re a lt, am 10. Februar 1918 sta rb . Es diente vielm ehr zu r Be herbergung prom inenter au slän d isch e r G ä ste der os- m anischen S u ltan e . Den Reigen der berühm ten G ä ste erö ffn ete die fran zö sisch e K aiserin Eug enie, die den P a la st im Ja h re 18 69 w äh re n d ihres Besuches beim Sultan A b d u la z iz b ew o h nte. Ihr fo lgten der persische Schah N asred din und sp äter der König der S chw arzen Berge N ik o la , die beide w äh re n d ihres A u fe n th alte s in Istanbul hier resid ierten . N ach Abschluss des Frie densvertrages von San Stefan o im Ja h re 1 8 7 7
be-herbergten seine Räume fü r eine kurze Frist den rus sischen G rossfürsten N ik o la der zu S ch iff in Istanbul ein getroffen w a r.
Unter den Deutschen, die den alten B eylerb e yi P a la st besuchten, w ä re vor allem der preussische G e- n era lfe ld m a rsc h a ll Helmuth G r a f von M oltke zu n en nen, der hier dem d am alig en Sultan Mahmut II. seine A u fw a rtu n g m achte. In seinen Erinnerungen gibt M oltke eine genaue Beschreibung des P alaste s zu jener Z eit.
Ein bedeutendes Ereignis in der G esch ich te des P alaste s w a r die Vorführung des ersten T e le g ra p h e n a p p a ra te s durch den am erikanischen Professor Smith in A n w e se n h eit von Sultan A b d ü lm ecid . Abdülm ecid verfo lg te diese Versuche mit grösstem Ineteresse und w a r sehr b e frie d ig t, a ls es g elan g ein ige Fragen von einem Zimmer zum anderen zu überm itteln.
Die g la n zv o lle n Feste der Su ltan szeit sind v e r rauscht und die meisten S tätten, an denen sie einst sta ttfa n d e n , sind heute in Museen u m g ew an d elt, mit einigen w enigen Ausnahm en und dazu gehört auch der w eisse P a la st am Bosporus, der auch heute, im Z e ita lte r der R epublik, zum S ch a u p la tz g la n z v o lle r G a lad in ers und Festessen w ird , w enn es g ilt, einen au s ländischen G a s t gebührend zu ehren.
Meral TOKAY
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Kişisel Arşivlerde Istanbul Belleği Taha Toros Arşivi