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1. THEORETISCHE GRUNDLAGE

1.4. Forschungsrichtung Semiotik

Das griechisches Wort semeion bedeutet Zeichen auf Deutsch. Und die Semiotik bedeutet Zeichenlehre oder Zeichentheorie. Diese Bezeichnung wurde im Jahr 1690 von John Locke, einem englischen Philosophen, in die Sprachwissenschaft eingeführt. (vgl.

Locke, 1975)

Semantik und Semiotik werden in manchen unwissenschaftlichen Quellen gleichgesetzt.

Aber die Semantik ist die Wissenschaft, die die Inhaltsseite, also die Bedeutung sprachlicher Zeichen untersucht. Dagegen ist die Semiotik die Wissenschaft, die sich mit allgemeinen Eigenschaften von Zeichensystemen beschäftigt. Semiotik bezieht sich auf die Bedeutungen im allgemeinen; zum Beispiel auf die Bedeutungen von Verkehrszeichen. (vgl. Kjørup, 2009)

Die Sprache ist ein Zeichensystem, also ein semiotisches System. Die Semiotik können wir auch als eine allgemeine Theorie bzw. Lehre von sprachlichen und nichtsprachlichen Zeichensystemen bezeichnen. Aber natürliche Sprachen bilden nur einen Teil dieses semiotischen Systems. In einer natürlichen Sprache geht es um eine verbale Kommunikation. In den anderen semiotischen Systemen geht es um eine

nonverbale (nichtsprachliche) Kommunikation, also die Verständigung ohne Wörter, wie sie mit den Verkehrszeichen möglich ist. (vgl. Nöth, 1985)

Innerhalb der sprachlichen Zeichenlehre gibt es drei Ebene der Zeichendimension, nämlich die syntaktische, die semantische und die pragmatische. Die syntaktische Ebene bildet die Relation diverser Zeichen untereinander. Die semantische Ebene beruht auf der Relation zwischen Zeichen und Bezeichneten. Und die pragmatische Ebene stellt die Relation zwischen Zeichen und Zeichenbenutzer. (vgl. Welling, 2006)

1.4.1. Kulturelle oder soziale Aspekte in der Semiotik

Vor dem Versuch, kulturelle oder soziale Hintergründe bei der Kodierung und Dekodierung eines Zeichens zu erklären, möchte ich hierbei drei Begriffe erläutern;

nämlich Kode, Kodierung und Dekodierung.

Der Kode ist sowohl der Vorrat an Zeichen, als auch alle Regeln und Bedingungen des Zeichengebrauchs. Mittels eines Kodes wird in einer Kommunikation eine Nachricht und eine mit dieser Nachricht verbundene Bedeutung produziert. Diese Produktion nennen wir als Kodierung. Kodieren heisst verschlüsseln und dekodieren entschlüsseln.

Also die Chiffren eines Ausdrucks bzw. eines sprachlichen Zeichens werden durch die Kodierung produziert und durch die Dekodierung entschlüsselt. Bei der Kodierung und Dekodierung folgt dem denotativen Kode konnotative Bedeutungen, die von den psychischen und sozialen oder kulturellen Situationen der Sprachbenutzer abhängig sind. (vgl. Ernst, 2004)

Um zu kommunizieren, brauchen die Menschen eine gemeinsame Sprache, also gemeinsame Kode. Das sprachliche Zeichensystem kann auch als Chiffrensystem bezeichnet werden und jede Gesellschaft hat ihre eigene Chiffren, die immer mit Werten der Vorstellungen produziert werden. In verschiedenen Kulturen werden sprachliche Zeichen auch verschieden kodiert und dekodiert. Daher entstehen verschiedene kulturelle Zeichensysteme. Die Interpretationen der Zeichen, also

Kodierung und Dekodierung der Wert-Chiffren, werden meiner Meinung nach nicht von Menschen, sondern von der Gesellschaft und der Kultur bestimmt.

Wenn wir mit anderen Menschen kommunizieren wollen, bestimmen nicht nur unsere gesellschaftliche Identität, sondern auch soziale Werte, Normen und Regeln unser sprachliches Verhalten. In der Gesellschaft gibt es verschiedene soziale Gruppen und jede soziale Gruppe hat sein eigenes Verhaltensmuster. Einer der wichtigsten sozialen Hintergründe bei der Kodierung und Dekodierung der sprachlichen Zeichen ist daher die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe.

Jede soziale Gruppe, jede Gesellschaft oder jede Kultur kann man als Schöpfer seiner eigenen Sprache, also seines eigenen Zeichensystems nennen. Zwischen Sprache und Gesellschaft gibt es eine gegenseitige Beziehung, die auf den Wert-Chiffren der Vorstellungen berühren. Die sich verändernde Chiffren bzw. Werte der Vorstellungen verändern zuerst das Individium, dann die Gesellschaft und folglich die Kultur. Und die Veränderungen in der Gesellschaft und der Kultur verursachen neue Veränderungen in der Sprache. Also es gibt immer eine gegenseitige Gestaltung zwischen Sprache und Kultur.

Die Kultur können wir in zwei teilen; nämlich die materielle (Gebäude, Kleider, Geräte usw.) und die geistige (wie etwa Religion, Moral, Tradition, Recht, Wirtschaft, Wissenschaft). Die Menschen, die verschiedenen Kulturen zugehören, nehmen die Welt nicht gleich wahr. In jeder Kultur werden die Wahrnehmungen oder Weltansichten der Menschen verschieden gestaltet. Und das heisst, dass die Kultur bei der Kodierung und Dekodierung eines Zeichens bzw. eines Zeichensystems eine unumstritten bedeutende Rolle spielt. (vgl. Eco, 2002)

Hierbei möchte ich ein Beispiel für den kulturellen und folglich den sprachlichen Unterschied zwischen der türkischen und der deutschen Sprache geben: ‘Hand Küssen’.

In der Türkei küsst man die Hände der alten Menschen, weil die Vorstellung von diesem Verhalten in der türkischen Sprache eine positive Wert-Chiffre, nämlich Rücksicht, beinhaltet. Aber in der deutschen Sprache hat die Vorstellung dieses

Verhalten eine verschiedene Wert-Chiffre, nämlich Kompliment. Daher küsst man in Deutschland nicht die Hände von allen alten Menschen, sondern nur die der Frauen, um eine Kompliment zu machen.

Die kulturelle oder soziale Unterschiede bei der Kodierung und Dekodierung der Zeichen sind auch in Wortfeldern der türkischen und der deutschen Sprache sichtbar, die ich im zweiten Kapitel meiner Arbeit detailliert vorlegen werde.

1.4.2. Phraseologie

Offensichtlich besteht ein Teil des Wortschatzes aus Mehrworteinheiten, die als Phraseologismen genannt werden. Und die wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit diesen Mehrworteinheiten beschäftigen, nennen wir als Phraseologie. Sie ist die Wissenschaft oder Lehre von festen Wortverbindungen, die die Funktionen und Bedeutungen einzelner Wörter/Lexeme übernehmen können. (vgl. Cruse, 2002)

Die Phraseologismen dienen zur Erweiterung des Wortschatzes. Sie haben eine nominative Funktion; also sie dienen auch zur Benennung der Gefühle oder der Verhaltensweisen und werden wie die Einzelwörter auch im Langzeitgedächtnis gespeichert. Daher erwähnt man vom mentalen Lexikon einer Sprache auch im Zusammenhang der Phraseologie. (vgl. Cruse, 2002)

Ein Phrasem, das auch als Phraseologismus oder Idiom oder Wortgruppenlexem genannt wird, kann aus mindestens zwei Wörtern/Lexemen bestehen. Zum Bespiel

‘Bahnhof verstehen’ ist ein Phrasem, das die Bedeutung von den Wörtern ‘nicht verstehen’ übernimmt. [Palm 1995, S.9]

1.4.3. Etymologie

Der Begriff ‘etymos’ kommt aus dem Griechischen und bedeutet ‚wahr’ auf Deutsch;

also er bezeichnet das Wahre, oder den Ursprung. Deswegen können wir die Etymologie mit ganz einfachen Wörtern als ‘die Lehre vom Ursprung der Wörter’

beschreiben. Und das ‘Etymon’ ist die frühere, ursprüngliche Form eines Wortes und wird auch als Stamm-, oder Wurzelwort genannt. (vgl. Wahrig, 2007)

Als ein Forschungszweig der historischen Sprachwissenschaft befasst sich die Etymologie mit der Erforschung der Herkunft und der ursprünglichen Bedeutungen, also der Grundbedeutungen von einzelnen Wörtern. (vgl. Cruse, 2002)

Seebold stellte in seiner Schrift Etymologie und Wortgeschichte das Ziel der etymologischen Untersuchungen gründlich fest:

“Die Etymologie gibt Antwort auf die Frage, woher die Wörter kommen – sei es bei der Frage nach der Herkunft einzelner Wörter oder irgendwie geordneter Wortzusammenstellungen (z.B. Berufsbezeichnungen) oder des ganzen Wortschatzes einer Sprache; und dabei geht es natürlich auch um die Frage nach der dabei zu verfolgenden Methode und der zugrundeliegenden Theorie.(…) Oberstes Ziel der Etymologie ist damit die Feststellung, wie das betreffende Wort in die betreffende Sprache gekommen ist – wir nennen das die Feststellung der Herkunft.” [Seebold 2002, S.1297]

In den etymologischen Arbeiten ist es wichtig, nicht nur die Herkunft, sondern auch die semantischen Entwicklungen oder Veränderungen von Wörtern zu untersuchen.

Im Laufe der Zeit, von Generationen zu Generationen, oder von Ort zu Ort, ändern sich die Lautformen, Bedeutungen und Gebrauch der Wörter. Daher müssen die Untersuchungen, die sich mit dem ‘Etymon’ eines Wortes beschäftigen, den örtlichen und zeitlichen Wandel immer im Auge behalten. Aus diesem Grund sind die etymologischen Arbeiten nicht normativ (vorschreibend), sondern deskriptiv (beschreibend). Also sie stellen nicht fest, was heute und immer richtig oder gültig ist.

Sie beschreiben nur, was dort und damals so gesprochen, gemeint oder geschrieben wird. (vgl. Cruse, 2002)