• Sonuç bulunamadı

1. THEORETISCHE GRUNDLAGE

1.2. Forschungsrichtung Wortfeld

1.2.5. Das Wortfeld nach Jost Trier

“Ein Wortfeld ist eine Gruppe von Wörtern, die inhaltlich einander eng benachbart sind und die sich vermöge Interdependenz ihre Leistungen gegenseitig zuweisen.” [Trier 1968, S.10]

Im Jahr 1931 wurde der Begriff “Wortfeld” von einem deutschen Philologe und Etymologe, einem Professor und Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Jost Trier (1894-1970), in die linguistischen Diskussionen heftig gebracht. Er betonte in seinem Werk Der deutsche Wortschatz im Sinnbezirk des Verstandes (1-201 Seiten gehören zu seiner im Mai 1928 von der Philosophischen Fakultät der Universität Marburg angenommenen Habilitationsschrift), dass das Einzelwort seine Bedeutung nur aus seiner Beziehungen zu seinen Wortfeldnachbarn gewinnt: “Die Worte im Feld stehen in gegenseitiger inhaltlicher Abhängigkeit voneinander. Vom Gefüge des Ganzen empfängt das Einzelwort seine inhaltliche begriffliche Bestimmtheit.” [Trier 1931, S.2]

Trier wurde mit seiner Habilitationsschrift als Begründer der Wortfeldtheorie akzeptiert.

In dieser Habilitationsschrift erzählte Trier von einer “mosaikartigen” [Trier 1931, S.1]

Anordnung des Wortschatzes, die ich in den folgenden Seiten zitieren werde.

In seiner Schrift Über Wort- und Begriffsfelder definierte Trier das Wortfeld als einen

“inhaltlich zusammengehörigen Teilausschnitt des Wortschatzes” [1931, S.1]. Mit seiner Definition bezeichnete er eine Gruppe von sinnverwandten Wörtern des Wortschatzes einer Sprache. Nach ihm sollten die Bedeutungen dieser sinnverwandten Wörter sich gegenseitig begrenzen und lückenlos einen bestimmten begrifflichen Bereich abdecken.

Die Feldauffassung von Jost Trier ist eigentlich eine Neuformulierung der Sprachauffassungen, die besonders von Gunther Ipsen, Ferdinand de Saussure und Leo Weisgerber schon geäussert wurden. Aber Trier wird, wie ich vorher betont habe, als der eigentliche Begründer der Feldlehre akzeptiert. Nach seiner Feldlehre haben die sprachlichen Inhalte eine wechselseitige Begrenztheit; also sie bilden Wortfelder. Für die Untersuchung der Sprache hat er von Ferdinand de Saussure die strukturalistische Vorgehensweise übernommen, und hat in der Sprache bestimmte Strukturierungen gefunden, die er als Felder nannte. Bei seinen Arbeiten beschäftigte er sich besonders mit den paradigmatischen Beziehungen innerhalb des Wortfeldes. (vgl. Herzog, 2009)

“Durch die Zwischenwelt der Sprache hindurch ist uns das Sein gegeben. (…) Die Art nun, in welcher die Sprache dieses zwar lückenlose und ganzheitliche, dem absoluten Sein gegenüber aber auswählende, einschränkende und besondernde Seinsbild aufbaut, muß mit dem Begriff der Gliederung getroffen und beschrieben werden. Wir sagen: das Wort ergliedert sich aus dem Ganzen des gebauten, gegliederten Wortschatzes, und umgekehrt gliedert sich der Wortschatz aus in die einzelnen Worte. Aber diese Gliederung geschieht nicht strukturlos, sondern durch

‘Teilganze’=Felder. Felder sind die zwischen Einzelworten und dem Wortschatzganzen lebendigen sprachlichen Wirklichkeiten, die als Teilganze mit dem Wort das Merkmal gemeinsam haben, dass sie sich ergliedern, mit dem Wortschatz hingegen, dass sie sich ausgliedern.” [Trier 1973, S.132]

Der Auffassung von Trier nach ist der gesamte Wortschatz einer Sprache in Wortfelder gegliedert. Trier hat das Mosaikbild von Ipsen übernommen: das Einzelwort ähnelt einem Mosaikstein und bildet mit den anderen Mosaiksteinen, also mit seinen bedeutungsverwandten Einzelwörtern eine Ganzheit. Diese Ganzheit ist zwar gegliedert, aber lückenlos und hat scharfe Grenzen. Das Einzelwort erhält einen Inhalt aus der Abgrenzung gegen die Feldnachbarn, nicht aus sich selbst. Also ein Wort kann nur begriffen werden, wenn die Feldnachbarn vorhanden sind.

In seiner Schrift “Meine drei Aufsätze zur Wortforschung” erklärt Trier seine Auffassung:

“Es gibt im Gesamtwortschatz verteilt gewisse Bereiche, in denen die zugeordneten Wörter ihre Inhalte aus Zahl und Lagerung der demselben Bereich zugeordneten Wörter zugewiesen erhalten, so wie sie ihrerseits ihren Begriffsnachbarn Inhalte zuordnen. Die Nachbarn bilden zusammen das Feld und

es hängt vom Gefüge dieses Feldes ab, auf welcher Weise der Bereich begrifflich gegliedert und als gegliederter den Sprachgenossen dargeboten wird.” [Trier 1975, S.8]

Die Begriffsverwandten „bilden unter sich und mit dem ausgesprochenen Wort ein gegliedertes Ganzes, ein Gefüge, das man Wortfeld oder sprachliches Zeichenfeld nennen kann“. [Trier 1973, S.1]

Die Felder können natürlich verschiedene Größen haben und andere relativ kleinere Felder einschließen. Die Wörter in einem Wortfeld sind zwar voneinander getrennt, aber sie fügen sich zu einer Ganzheit. In dieser Ganzheit gewinnt jedes Wort seinen eigenen Wert, seine eigene Bedeutung.

“Das Wortzeichenfeld als Ganzes muss gegenwärtig sein, wenn das einzelne Wortzeichen verstanden werden soll und es wird verstanden im Masse der Gegenwärtigkeit des Feldes. Es ‘bedeutet’ nur in diesem Ganzen und kraft dieses Ganzen. Außerhalb eines Feldganzen kann es ein Bedeuten überhaupt nicht geben“. [Trier 1973, S.5]

Das Einzelwort bzw. Einzelzeichen hat nach Trier keinen wichtigen Wert: “Nicht das Einzelzeichen sagt etwas; nur das System der Zeichengesamtheit kann etwas sagen angesichts des Einzelzeichens”. [Trier 1973, S.6]

Beim Aufbau eines Wortfeldes sollte man nach Trier vom Gebrauch von Wörterbüchern abweichen. Diese Auffassung teile ich auch. Denn die Einträge in den Wörterbüchern spiegeln den wahren Wortgebrauch nicht wider. Und eine feldhafte Darstellung ist in Wörterbüchern nicht vorhanden. In diesem Zusammenhang schreibt Trier:

“Die Wörterbücher und die historischen in erster Linie – lassen aber den wahren Wortgebrauch gar nicht erkennen, da sie sich um die sogenannten Synonyma, d.h.

um die begrifflich nächstbenachbarten Worte und erst recht um die übrigen zum gleichen Feld gehörenden Worte nicht oder nicht ausreichend bekümmern können und so oft an den bezeichnenden Eigenschaften eines Werkes oder einer Zeit vorbeigehn. Zu einer Anschauung von der Feldaufteilung gelangt man nur, wenn man vom Wortgebrauch des einzelnen, durchaus ganz zu lesenden Werkes ausgeht.” [Trier 1973, S.24]

Also um ein Wortfeld zu bilden, sollen wir nicht semasiologische Wörterbücher als Grundlage benutzen, in denen im Vordergrund die Bedeutung eines Wortes steht. Aber

onomasiologische Wörterbücher, in denen die Bezeichnung bestimmter Begriffe im Vordergrund steht, können natürlich nutzbar sein, weil diese Wörterbücher nach Sachgruppen geordnet sind. Nach meiner Meinung sollen auch solche Wörterbücher immer neu bearbeitet werden, damit wir in denen den zeitgemässen Wortgebrauch finden können. Neu Bearbeitung ist sicher unvermeidlich, da die Wortbildung, also die Bildung neuer Wörter im Lauf der Zeit, den aktuellen Wortgebrauch gründlich ändert.