Sprechakte (und Schreibakte)
Der heute geläufige Begriff ist eine Übernahme des englischen speech act, das seit Searle (1969) Gemeingut der Linguistik ist.
Sprechakttheorie, Pragmatik, Linguistik
Sprechakttheorie: der Teilbereich der linguistischen Pragmatik, der sich mit Sprechakten befasst.
Die Sprechakttheorie befasst sich mit der Frage, was jemand tatsächlich meint, wenn er sich äußert.
Sprechakte sind Handlungen.
Es war die Sprechakttheorie, die einen entscheidenden Anstoß zur Entwicklung der Pragmatik oder Pragmalinguistik (Disziplin, deren Gegenstand die Sprachverwendung ist).
Mit der Sprechakttheorie sind vor allem die Namen dreier Sprachphilosophen verbunden.“ (Gemeint: L. Wittgenstein, J. L. Austin, J.
R. Searle)
Sprechakt: sprachliche Äußerung, die eine bestimmte Intention verfolgt.
Sprechhandlung: anderer Ausdruck für Sprechakt, mit dem besonders betont wird, dass Sprechen eine Handlung (= absichtsvolles Tun) ist.
Mit jeder Äußerung wird eine Sprechhandlung vollzogen. Wenn jemand sagt: "Komm mal her!", dann vollzieht er eine Sprechhandlung des Typs Aufforderung.
Der Sprechakt oder die Sprechakte, die mit der Äußerung eines Satzes vollzogen werden, bilden allgemein eine Funktion der Bedeutung des Satzes.
Im Zusammenhang mit der Beschreibung der Bedingungen für Sprechakte wird die Rolle der Sprechaktsituation für das Verstehen der Äußerung besonders hervorgehoben, vor allem bei der Beschreibung indirekter Sprechakte.
Mit der Äußerung „Es zieht“ kann man einen Sprechakt der Aufforderung vollziehen, diesen Zustand abzustellen. Sprechakte sind Handlungen.
Der Sprachphilosoph J.L. Austin unterschied -- neben wertenden Ausdrücken -- zunächst zwischen konstativen (d.h.
wahrheitsfunktionalen) und performativen (d.h. handelnden) Sprechakten.
Es sind versiedene Arten von Sprechakten vorhaneden:
Die drei Sprechakttypen lokutiver Akt/lokutionärer Akt illokutiver Akt/illokutionärer Akt perlokutiver Akt/perlokutionärer Akt
lokutiver Akt/lokutionärer Akt, der Teil des Sprechakts, der aus der sprachlichen Äußerung (von Lauten, Wörtern, Sätzen) besteht.
Der lokutive Akt des kleinen Satzes "Es zieht" besteht in der Äußerung von zwei Wörtern, die phonetisch, grammatisch und semantisch richtig gebildet sind und einen korrekten Satz ergeben.
phonetischer Akt, phatischer Akt, rhetischer Akt, Äußerungsakt, propositionaler Akt
illokutiver Akt/illokutionärer Akt, der Teil des Sprechakts, der die Intention des Sprechers verwirklicht (das heißt die Absicht, die er mit seiner Äußerung verfolgt).
Der illokutionäre Akt des kleinen Satzes „Es zieht“ besteht in der Regel in einer Aufforderung, den unerwünschten Zustand abzustellen. Der illokutionäre Akt kann aber auch lediglich die Mitteilung über diesen Zustand sein.
perlokutiver Akt/perlokutionärer Akt
der Teil des Sprechakts, der die Wirkung der Äußerung auf den Hörer/Leser meint.
Der perlokutionäre Akt des kleinen Satzes "Es zieht" kann darin bestehen, dass er als Aufforderung verstanden.
wird.
Andere Sprehakttypen repräsentativer Sprechakt direktiver Sprechakt kommissiver Sprechakt expressiver Sprechakt deklarativer Sprechakt
Austin unterscheidet zwischen expliziten und nicht expliziten Sprechakten, und zwischen direkten und indirekten Sprachakten.
Explizit/nicht explizit:
für explizite Sprechakte gibt es eine performative Formel:
Hiermit [SPRECHAKTVERB] ich ...
Hiermit verspreche ich Dir, früh nach Hause zu kommen.
Hiermit weise ich Sie an, die Schacht zu reparieren.
Hiermit frage ich Sie zum letzten Mal, wie er heißt.
Nicht explizite Sprachakte verwenden keine solche Formel, können aber illokutive Markierer enthalten, wie Imperativform, bestimmte Intonationen, Adverbien, usw.
Hast Du etwa den Dings gesehen?
direkter Sprechakt / indirekter Sprechakt
Direkter Sprechakt, bei dem die Sprecherintention (-absicht) wortwörtlich zum Ausdruck gebracht wird.
Die Äußerung "Mach bitte das Fenster zu!" bringt die Sprecherintention wörtlich zu Ausdruck und ist ein direkter Sprechakt, im Gegensatz zu: "Es zieht", was die gleiche Sprecherintention – indirekt – zum Ausdruck bringen kann.
Indirekter Sprechakt, bei dem die Sprecherintention (-absicht) nur indirekt und nicht wortwörtlich zum Ausdruck gebracht wird.
Die Äußerung "Es zieht" kann in bestimmten Situationen als Aufforderung gemeint sein, ein Fenster zu schließen; in diesem Fall handelt es sich um einen indirekten Sprechakt, da die Aufforderung nicht wortwörtlich geäußert wird.
Ein direkter Sprechakt läge vor, wenn gesagt würde: "Mach doch bitte das Fenster zu!"