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Bismarck’ın Osmanlı İmparatorluğunu Taksim Fikri

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OSMANİSCHEN REİCHES *

Dr. BEKİR SIDKl BAYKAL

Doçent für Geschichte

Im Juni 1875 kam es zwischen den türkischen Behörden und^den Bewohnern von Nüvesin, einem kleinen Orte innerhalb der türkischen Provinz Herzegovvina, zu einem Zwischenfall. Damit war die Orienta- Hsche Krise, die schliesslich 1878 im Berliner Kongress enden sollte, ausgebrochen. Die Russen, getreu ihrer traditionellen Politik, unterstüt- zten die slavische Bevölkerung der Balkanhalbinsel, und Serbien und Montenegro, damals noch tributaere Fürstentümer, griffen ihre Herren an, um angeblich den aufstaendischen Brüdern zu helfen, in Wirklich- keit aber ihre eigenen Gebiete zu vergrössern und die völlige Unab- haengigkeit zu erlangen. In diesen Wirren fanden die Grossmaechte mehrfach Gelegenheit, sich in die inneren Angelegenheiten des Osma- nischen Reiches einzumischen. Als die Osmanische Regierung energisch vorging und ihre Armeen in einer verhaeltnismaessig kurzen Zeit die Serben ganz, die Montenegriner grösstenteils übervvaeltigten, trat Russ- land, der angebliche Schirmherr der Christen in der Türkei, mit einem sofortigen Waffenstillstandsvorschlag hervor und gab sich, als ob es im Namen Europas handeln wolle. Die türkische Regierung war von Anfang an nicht vvillens, einen blossen Waffenstillstand ohne Festset- zung der Friedensbedingungen anzunehmen. Denn man brauchte hier eine absolute Ruhe und geraume Zeit, um, nachdem Abdulhamid II. den Thron bestiegen und eine konstitutionelle Regierung versprochen hatte, die Verfassung auszuarbeiten und sie im ganzen Reiche durchzuführen. Dagegen bestand Russland darauf, dass ein kurzer Waffenstillstand von 4-6 Wochen den Türken auferlegt würde. Denn in einer laenge- ren Ruhezeit konnten die türkische Verfassung und die darin vorge- sehenen Reformen vervvirklicht werden. Dies waere sicherlich nicht im Sinne des Zarenreiches gewesen, dessen traditionelle Politik darauf zielte, das Osmanische Reich immer in Schach zu halten, um ihm im gegebenen Moment den Todesstoss zu versetzen und seine reiche Erbschaft anzutreten. Der Kanzler des Zaren war entschlossen, mit ailen Mitteln bis zum Aeussersten zu gehen, sogar der Türkei den Krieg zu erklaeren, um den Ereignissen und Wirren auf dem Balkan eine den panslavistischen Interessen dienende Richtung zu ge­ ben. İm Angesichts der russischen Drohungen und auf Rat Englands

♦ Oktober 1876.

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entschloss sich endlich die Hohe Pforte, den Vorchlag des Waffenstill- standes anzunehmen (12. Oktober 1876). Danach sollte jedoch der Waf- fenstillstand nicht 4 öder 6 Wochen, wie Gortschakoff unbeding’t g-evvünscht hatte, sondern bis zum 14. Maerz dauern. Die türkische Re- gfierung scheint wohl diese Zeit, für lang genug gehalten zu haben, um die Verfassung auszuarbeiten und die in ihr vorgesehenen Reformen durchzuführen. Aile Maechte nahmen den türkischen Vorschlag an, nur Russland vvidersetzte sich ihm.

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* *

Durch dieses Verhalten Russlands tritt die orientalische Krise in ein neues und gefaehrliches Stadium ein. Bei der Lage der Dinge sieht sich Bismarck genötigt, die von Deutschland zu befolgende Politik zu bestimmen und für die Lösung der Orientalischen Frage ein Mittel zu suchen. Deutschland befindet sich in einer tatsâchlich sehr gefaehrlichen Lage. Denn es İst mit Russland und Österreich, die im Orient am meis- ten interessiert sind, durch das Drei - Kaiser - Bündnis verbunden, und andererseits steht es in freundschaftlichen Beziehungen mit England, das neben Österreich im Orient gegen Russland entscheidend auftre- ten zu wollen scheint. Unter diesen Umstaenden İst also die Grundlage der deutschen Politik, der Wille die Beziehungen zvvischen den verbün- deten und befreundeten Maechten friedlich zu erhalten. Der Friede aber scheint gefaehrdet, da die Interessen dieser Maechte im Orient gegen einander streben. Je mehr die Situation auf dem Balkan sich zuspitzte, um so deutlicher musste Bismarck zum Ausdruck bringen, dass Deutschlands “ Hauptinteresse nicht in dieser öder jener Gestaltung der Verhaeltnisse des türkischen Reiches liegt, sondern in der Stellung, in vvelche die (uns) befreundeten Maechte zu (uns) und unter einander gebracht werden. Die Frage, ob wir über die orientalischen Wirren mit England, mehr mit Österreich, am meisten aber mit Russland in dauernde Ver- stimmung geraten, İst für Deutschlands Zukunft unendlich viel wichtiger, als aile Verhaeltnisse der Türkei zu ihren Untertanen und zu den euro- paeisı;hen Maechten,/. Die guten Beziehungen des deutschen Reiches zu Russland, Österreich und England bildeten für Deutschland einen wertvollen Schatz, von dem nichts geopfert werden dürfe, wenn direkte deutsche Interessen es nicht erforderten. Besonderen Wert lege Deutschland auf die russische Freundschaft, die viel vvichtiger sei, als in diesem Augenblick die beste Lösung der orientalischen Frage zu finden. Nicht nur den Russen, sondern auch der ganzen Welt gegenüber müsse man dies fühlen lassen. Der Kanzler ist aber nicht der Meinung, dass “ dieses Axiom „ die ganze Zukunft der deutschen Politik beherr- schen müsse, augenblickIich dürfe man jedoch die Lage des Zaren nicht erschvveren.

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Dass Russland im Gegensatz zu den anderen Maechten auf einem kurzfristigen Waffenstillstand hartnaeckig bestand, empfand Bismarck als eine Taktlosigkeit, wie sie ja die russische Politik in den letzten Jahren so hâufig begangen habe. Seine Kritik sei jedoch nur akademische und wolle keineswegs die russische Freundschaft irgendvvie trüben.

Diese Gedanken Bismarcks zeigen deutlich genug, für wie kostbar er die russische Freundschaft hielt und welche Stellung das Osma- nische Reich in der deutschen Politik einnahm. Der Kaiser teilt jedoch die Ansicht seines Kanzlers nicht. Wilhelm I. findet die starrsinnige russische Haltung in der Waffenstillstandsfrage sinnlos und meint, dass der Zar durch Pression genötigt werden solle, den türkischen Vorsch- lag eines bis zum 15. Maerz dauernden langen Waffenstillstandes an- zunehmen. Der Kanzler bestand aber trotz ‘alledem auf seinem Stand- punkt fest und drohte dem Kaiser mit seiner Demission, wenn seine Politik keine Bevvilligung bei ihm finden würde. Endlich musste Wilhelm II. nachgeben.

-So hatte Gortschakoff bei Bismarck die beste Stütze für seine Po­ litik gefunden. Er bestand hartnaeckig auf einem kurzen Waffenstill- stand und bereitete ein Ultimatum vor, das er Ende des Monats nach İstanbul senden wollte.

Die Lage im Orient hatte sich somit aeusserst zugespitzt. Man wusste, dass Bismarck nicht glaubte, man könne die Frage durch eine Konferenz lösen. Vielleicht wusste er ein anderes Mittel, das er nicht eher bekannt geben vvollte, als man ihn dazu aufforderte? Als Mitte Mai 1876 die Kanzler Russlands, Österreich - Ungarns und Deutschlands in Berlin zusammenkamen, um über die orien- talische Frage zu beraten, schlug Gortschakoff eine europaeische Konferenz öder einen grossen Kongress vor; Deutschland solle als uninteressierte Macht^ in der orientalischen Frage die Initia- tive dafür ergreifen. Bismarck hatte es glatt abgelehnt. Er vvollte an einem solchen Kongress nicht einmal teilnehmen. Eine Konferenz öder ein Kongress sei gefaehrlich für das Drei - Kaiser - Bünd- nis und für den Frieden; denn in Wirklichkeit vvaren die Interessen Österreichs den englischen viel naeher als den russischen. In einer gros­ sen politischen Versammiung würde sich dies deutlich zeigen und Os- terreich zvvischen England und Russland, seinem Verbündeten, zu vvaeh- len haben. Da seine Interessen auf Englands Seite seien, vvürde An- drassy trotz seines besten Willens, an dem Drei-Kaiser-Bündnis fest- zuhalten, mit England gehen müssen, vvaehrend Frankreich bei seinem Werbeu um die russische Freundschaft alles tun würde, das Drei-Kaiser- Bündnis zu sprengen. Auch England vvürde nichts versaeumen, Öster­ reich auf seine Seite zu ziehen. Natürlich vvürde Gortschakoff die Situ- ation benützen, und die russischen Forderungen aufs Höchste steigern. Auf diese Weise vvürde das Drei-Kaiser-Bündnis, das bis jetzt den Frieden

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in Europa gesichert hatte, gelockert und sogar gesprengt werden. Am Ende würden aile Staaten den Kongress verlassen, ohne etwas erreicht zu haben, aber aile verstimmt sein, weil keiner die ervvartete Unter- stützung bei Deutschland gefunden habe.

Bismarck glaubte freilich nicht, dass Gortschakoff diesen Vorschlag in der Hoffnung auf einen Erfolg mache, sondern um sich in der Gesc- hichte eine grosse Szene zusichern, in der er die hervorragende Rolle gespielt haette. Ohne Zweifel konnte einem grossen politischen Genie wie Bismarck nicht verborgen bleiben, das Gortschakoff, indem er für Europa, für die Menschheit und Christenheit handeln zu wollen vorgab, nur die panslavistischen und russischen Interessen verfolgte. Als diese Vorwaende in den Briefen des Zaren an den Kaiser und Gortschakoff an Bismarck noch einmal ganz deutlich hervorgehoben wurden und klar wurde, dass, wenn Europa sich unfaehig erweisen würde, gegen die Türkei gemeinsam vorzugehen, Russland allein zu handeln genötigt sein vvürde, sagte der Kanzler: “leh habe das Wort (Europa) immer im Munde derjenigen gefunden, die von anderen Maechten etwas ver- langten, was sie im eigenen Namen nicht zu fordern wagten. So die Westmaechte im Krim-Kriege und in der polnischen Frage von 1863, so Thiers im Herbst 1870 und Graf Beust, als er das Misslingen seiner Koalitionsversuche gegen uns mit dem Worte ausdrückte “je ne vois plus rEurope,,^

Die englische Regierung, die diese aeusserste Zurückhaltung der- deutschen Politik sah, seheint durch die Krise sehr geaengstigt worden zu sein und fragt nun Bismarck, was er vorsehlagen könne öder vvolle, umden Frieden zu retten. Bismarck aber hielt es nicht für seine Sache, für die Lösung der orientalischen Frage Mittel vorzusehlagen, da “keine der Konzessionen, von vvelehen die Einigung der Maechte abhaengig ist„, im Belieben Deutsehlands stehe. Nach Bismarck “ist es ein İrrtum und voraussichtlich ein freivvilliger, vvenn öffentlich von verschiedenen Seiten angenommen wird, dass staatsmaennisehe Weis- heit ein Arkanum erfinde, vvaehrend doch in der Tat seine Sicherstel- lung nur auf dem Wege gesucht vverden kann, dass eine öder mehrere der interessierten Maechte den anderen Konzessionen macht, indem sie entvveder ihre Ansprüche öder ihr gegenseitiges Misstrauen herabmin- dern; vvenn das von keiner der beteiligten Seiten geschieht, so glaube ich nicht, dass menschliche Weisheit ein Rezept erdenken kann, vvelches dem sehliessliehen Zusammenstoss der einander vviderstrebenden Kraefte vorbeugte. Wenn wir Vorschlaege maehen sollten, so könnten dieselben praktisehe Erfolge nur dann haben, vvenn entvveder die Tür­ kei der Zukunft der Christen Zugestaendnisse maehte, öder Russland darauf verzichtete, seine Teilnahme für die türkisehen Christen in der

2 Grosse Politik, Bd. II, S. 88.

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bisher beabsichtigften Weise zu betdetigen, öder England sich bereit erklaerte, Russland bis zu irgend einer gevvissen Grenze gevvaehren zu lassen, wenn nicht zu unterstützen,,. Um dies zu erreichen, muss aber die Macht, die einen dieser Wege vorschlaegt, der Macht gegenüber, vvelche Zugestaendnisse machen soll, eine gevvisse Pression ausüben. Und diese Pression, mag sie auch in der freundschaftlichsten Form gemacht sein, wird immer eine nachteilige Rückvvirkung auf die Ver- haeltnisse zwischen diesen beiden Staaten haben. Deutschland könne sich auf ein solches Vorgehen nicht einlassen, da niemand ihm in seinen schwersten Zeiten auf derartige Weise geholfen habe. Wenn Bismarck einen Vorschlag wüsste, der in Petersburg, Wien und London in gleicher Weise aufgenommen werden würden, so würde er ihn geme machen. Aber er wisse keinen solchen.

Der Kanzler findet auch die bisher in der orientalischen Frage verfolgte englische Politik, die sich von der der übrigen Maechte gesondert und damit die Jetzige gefaehrliche Situation verursacht habe, nicht richtig. Er İst aber fern davon, sie zu kritisieren, denn jede Grossmacht sei frei, ihre Politik nach ihren Interessen zu treiben.

Bismarck weiss also der englischen Regierung keine Vorschlaege für die Lösung der Frage zu machen. Was er darüber denkt, will er keinesvvege als einen Rat nach London gelangen lassen. Und sein Gedanke İst der einer Aufteilung des Osmanischen Reiches, den er vertraulich seinem Staatssekretaere des Auszuaertigen Amtes mitteilt Danach İst “ die ganze Türkei mit Einrechnung der verschiedenen Staemme ihrer Bevvohner als politische Institution nicht so viel wert, dass sich die zivilisierten europaeischen Völker um ihretvvillen in gros- sen Kriegen gegenseitig zugrunde richten sollten. Die Teilnahme an dem Geschick jener Laender und ihrer Bevvohner vviegt tatsaechlich bei kei- ner Regierung so schvver, wie die Besorgnis vor den Entwicklungen, die an die Slelle der jetzigen Zustaende treten könnten, und von ihrer Rückvvirkung auf die Sicherheit und das Machtverhaeltnis der naechst- beteiligten europaeischen Maechıe seîbst. Von dieser Ervvaegung scheinf Österreich richtig geleitet zu sein, vvenn es beabsichtigt, im Faile eines russisch-türkischen Krieges mit Russland im Erieden zu bleiben und für sich innerhalb der türkischen Provinzen durch pfandvveise Okkupa- tion eine Grenze zu ziehen, hinter vvelcher es einstvveilen die Entvvick- lung ohne Schaedigung der . .. Monarchie abvvarten kann „ . England soll auch, so meint Bismarck, analog verfahren und die vvichtigsten Stellen für das Britische Reich, naemlich den Suezkanal und Aegypten besetzen. Inbezug auf Konstantinopel soll es ein Abkommen mit dem Zarenreich “ auf Grund der Fortdauer der türkischen Herrschaft dört und in Adrianopel mit entsprechenden meist von den Türken bevvoh- nten Gebieten treffen „. Die Sultane, denen Konstantinopel, seine Umge- bung und Kleinasien verbieiben, vverden immerhin staerker sein als die

A, Ü. D, T. C. Fakültesi Dergisi, F : 2

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byzantinischen Kaiser in den letzten Jahrhunderten. Die Dardanellen sollen in neutralen Haenden bleiben, Russland scheint sich vorlaeufig in Bulgarien nicht festsetzen, höchstens hier eine Autonomie errichten und den vor 20 Jahren abgerissenen Teil Bessarabiens einverleiben zu wollen, Dies seien aber spaetere Sorgen. Jetzt dürfe England dem Zaren, wenn er durch die inneren Schwierigkeiten zu einem Kriege gegen die Türkei genötigt sein sollte, nicht den Krieg erklaeren, sondern müsse durch Besetzung des Suezkanals und Aegyptens den Frieden retten, wenn dies auch zum Nachteil der Türkei geschaehe. England brauche dabei nicht zu befürchten, sich die französische Feindschaft zuzuziehen. Denn man könne in Syrien undPalaestina ein Kondominium errichten. Das Prestigebedürfnis Frankreichs würde in diesen mit seiner Geschichte verbundenen Laendern eine ausreichende Befriedigung finden. Und bei den überseeischen gemeinsamen Unternehmungen würde immer die auf der See staerkere Macht den Vorteil haben. Da England die Meere beherrscht, würde es am Ende der gevvinnende Teil

sein.

♦ ♦ ♦

Aus den obigen Ausführungen geht hervor, dass Bismarck einer Art Aufteilung des Osmanischen Reiches geneigt scheint. Nur dürfen wir nicht etwa annehmen, dass sein Aufteilungsge- danke ein bis in aile Einzelheiten ausgedachter Plan öder ein Programm wâre. Was ihn zu diesen Gedanken gebracht hat, haben wir oben gesehen: Es droht ein grosser Krieg zvvischen den Gross- maechten, infolge dessen Deutschland einige seiner Verbündeten öder Freunde wahrscheinlich verlieren und das Drei-Kaiser-Bündnis auseinander gehen wird. Das İst eben die grösste Sorge des Kanzlers. Es kommt noch hinzu, dass die englische Regierung ihn direkt aufgefordert hat, seine Meinung zu aeussern. Da Bismarck, wie er so oft vviederholt hat, es nicht für seine Sache haelt, dem Os­ manischen Reiche so öder so eine Form zu geben, kann man bei ihm nicht von einem Plan öder Projekt für die Teilung der Tür­ kei sprechen. Trotzdem muss man sagen, dass er einen Teilungs- gedanken gehabt hat. Wir haben auch gesehen, dass Fürst Bis­ marck den Maechten empfiehlt, einander Konzessionen zu machen, wodurch allein eine Einigung möglich sei. In Wirklichkeit konnten aber weder Russland noch England zu solchen Opfern bereit sein. Es waren Konstantinopel und die Meerengen, welche Russland seither in erster Linie in Besitz zu nehmen bestrebt war. Darauf zu ver- zichten, würde für das Zarenreich bedeuten, sein Hauptziel aufzugeben, Auf der anderen Seite würde sich England niemals damit abfinden, dass Russland die Meerengen besetzte. Wohl desvvegen wollte der Kanzler Konstantinopel den Türken überlassen. Den

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Neutralen die Dardanellen zu belassen, fand er anscheinend für die russische Sicherheit notvvendigf. Wenn in Konstantinopel die Türken und in den Dardanellen neutrale Maechte saessen, würden England und Russ- land von diesen für beide vvunden Stellen ferngehalten sein. Wenn nun aber auch dies, das nichts weiter als ein vertraulicher Gedanke war, wirklich ausgeführt vvorden waere, waere es sehr fraglich, ob die orientalische Frage dadurch zu einer definitiven Lösung haette gelan- gen können. Denn die russischen Absichten gingen viel vveiter, als Bismarck sich damals vorstellte. Hat Bisnıarck die Russen im Berliner Kongress 1878 nicht verstimmen müssen, um nach dem türkisch-rus- sischen Kriege von 1877-78 den Drang der Moskowiten gegen den Balkan und das Mittelmeer zu baendigen? Im Berliner Kongress han- delte der deutsche Kanzler als “ehrlicher Makler,, ungefaehr in demsel- ben Sinne: Bosnien und Herzegovvina karnen faktisch an Osterreich- Ungarn, Bulgarien geriet unter russischen Einfluss, und die Meerengen blieben in türkischer Hand. Ali dies aber konnte dem russischen Drang nach diesen Gebieten nicht Einhalt gebieten. Auch danach noch kennt man die russischen Umtriebe in Bulgarien, welches sich jedem frem- den Einfluss zu entziehen strebte, und um die Meerengen; man kennt den Balkankrieg und den ersten Weltkrieg.

Wir müssen also sagen, dass auch Bismarcks Mittel nicht geeignet waren, die Frage für immer zu lösen, mögen sie ihm damals als die besten erschienen sein.

Es gibt aber in den Bismarckschen Gedanken einen Punkt, der sich mit der Zeit als richtig ervviesen hat, naemlich dass das Osmanische Reichin seinem damalis Zustande nicht lebensfaehig war. Es İst wahr, dass auch dies damaliges zum ersten Mal nicht von ilnn gesagt worden ist. Vor und nach ihm hat man oft dasselbe yesagt und viel darüber dis- kutiert, ja sogar das Gegenteil beauptet. Aber die interessante Seite dabei ist Bismarcks Vorschiag, die Maechte solilen sich über einen türkischen Staat verstaendigen, dessen Westgrenze unserer heutigen ungefâhr gleich ist. Natürlich wusste der deutsche Kanzler sehr wohl, dass die wahre Karft eines Staates nur in seinem Inneren zu suchen ist. In Wirklichkeit kann heute nur ein solcher Staat lebensfaehig sein, der innerlich eine nationale Einheit besitzt. So hat dem Kanzler, und dies mus man besonders betonen, schon damals der heutige nationale türkische Staat vorgeschvvebt. Das ist eben der wichtigste und richtigste Punkt in Bismarcks Gedanke über die Aufteilung des Osmanischen Deiches.

Verkürzt ins Deutsche ûbertragen von Dr. Bekir S. BAY KAL

Doçent für Geschîchte

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