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4.2. GEGENSTAND DER LEXIKOLOGIE

Der Gegenstand der Lexikographie lässt sich das Abfassen von Sprachwörterbüchern definieren. Diese Tätigkeit kann sehr unterschiedlichen Motivationen entspringen und mit sehr unterschiedlichen Zielsetzungen, Grundlagen und Ergebnissen betrieben werden. Zu den in heutigen Wörterbüchern angegebenen Zielen und Motivationen gehören u.a. (Schlaefer 2002: 74):

 Förderung der individuellen Sprachenentwicklung

 Förderung des exakten Sprachgebrauchs

 Förderung der Stilsicherheit

 Förderung der Sprachkenntnisse nichtmuttersprachlicher Sprecher

 Förderung der Sprachkultur

 Förderung der Verständigung zwischen Experten und Laien

In der älteren Lexikographie sind auch Motivationen wie Förderung der Spracheinheit oder des Nationalbewußtseins nachweisbar. Das Goethe-Wörterbuch (B/1966ff.) wird im Wortortals "magnacharta des modernen Deutsch" beschrieben. Grundsätzlich führen alle lexikographischen Tätigkeiten auf eine Dokumentation und Erschließung lexikalischen Wissens. Den damit gegebenen wissens demokratischen Grundfunktionen verdanken Wörterbücher häufig ein besonderes öffentliches und fachliches Interesse (Schlaefer 2002: 74).

4.3. Wörterbuch

Die Bedeutung der Wörterbücher in der Geschichte der Lexikographie kann mit der Entstehung der Schriftsprache und ihrem Entwicklungsprozess verglichen werden.

Unabhängig vom ein- oder zweisprachigen Wörterbuch und von den unterschiedlichen Entwicklungszeiträumen spiegeln sich in Wörterbüchern die Entwicklungsphasen einer Schriftsprache (http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/dissts/Bochum/Sun2001.pdf).

Wörterbuch ist ein Nachschlagewerk, das den Wortschatz einer Sprache nach bestimmten Gesichtspunkten auswählt, anordnet und erklärt. Das Wörterbuch gibt Sprachinformationen, während das Lexikon Sachinformationen bietet. (Brock Haus) Diese Definitionen geben Auskunft darüber, was man heute unter einem Wörterbuch

versteht. Wenn man dieses mit den ersten Wörterbüchern vergleicht, stellt man fest, dass es über die Jahrhunderte eine starke Veränderung hinsichtlich der Struktur als auch der Funktion gegeben hat. Dienten sie am Anfang als Übersetzungshilfe für biblische und Gelehrtentexte vom Lateinischen in die Volkssprache, so sind Wörterbücher heute fast in jedem Haushalt und in jeder Sprache zu finden; ein Gebrauchsgegenstand für jedermann (Wieseke 2000: 4).

Wörterbücher sind meist semasiologisch angelegt, d.h. sie geben für einen Lautkörper (ein Stichwort, Lemma) dessen Bedeutung und Verwendung an (durch Paraphasen und Satzbeispiele). Solche Wörterbücher sind größtenteils alphabetisch angeordnet. Einige berücksichtigen auch die Wortbildung und verzeichnen unter einem Stammwort auch diejenigen Komposita und Ableitungen, in denen das Stammwort nicht am Anfang steht. Schließlich gibt es auch rückläufige Wörterbücher ähnlich den traditionellen Reimlexika. Wörterbücher, die dagegen von der Bedeutung (dem Begriff) ausgehen, heißen onomasiologisch (z.B. Begriffswörterbuch von Dornseiff). Ihre Probleme der Anordnung und beim Auffinden der Elemente liegen auf der Hand. Einige Wörterbücher sind nicht vorrangig paradigmatisch, sondern syntagmatisch orientiert, z.B. Valenz- und Stilwörterbücher. Die meisten Wörterbücher berücksichtigen nur Teil- oder spezielle Aspekte, z.B. Orthographie- und Aussprachewörterbücher oder fach- und sondersprachliche, etymologische, Dialekt-, Namen- und Fremdwörterbücher, natürlich auch fremdsprachliche Lexika (Gross 1998: 128-129).

In der Regel umfassen Wörterbücher auch ein Vorwort, ein Verzeichnis für Abkürzungen und eine Anleitung zur Benutzung. Das Wörterbuchverzeichnis, der eigentliche Hauptteil, besteht dabei uns Wörterbuchartikeln. Man unterscheidet verschiedene Darstellungsformen, die davon abhängig sind, ob es sich um ein- oder mehrsprachige Lexika handelt, ob es eine diachrone oder synchrone Bestandsaufnahme eines spezifischen Wortschatzes ist oder ob zum Beispiel deskriptive oder präskriptive Absichten verfolgt werden (Onnen 2010: 3).

Das Wörterbuch trägt den Charakter eines wissenschaftlichen Wörterbuches, soll aber einem breiten Kreis von Benutzern Auskunft über die Bedeutungen und Anwendungsmöglichkeiten der Wörter der heutigen deutschen Sprache geben. Es

verzichtet auf schwerverständliche Erklärungen und bemüht sich, so einfach wie möglich die Wörter nach ihrer Bedeutung, stilistischen Verwendung, Stilfärbung, grammatischen Eingliederung, die Fremdwörter auch nach Aussprache und Herkunft zu bestimmen. Es soll nicht nur dem Deutschen eine Hilfe im Gebrauch seiner Muttersprache sein, sondern auch den Ausländer in seiner Wortwahl leiten und sein Gefühl für die feinen Unterschiede der einzelnen Sprechlagen schärfen (Klappenbach/Brand 1980: 61).

Das Wörterbuch ist also in erster Linie ein Bedeutungswörterbuch. Dieser Gesichtspunkt bestimmt den Aufbau seiner Artikel. Es soll die geschriebene und die nicht mundartlich gefärbte gesprochene deutsche Sprache unserer Zeit widerspiegeln.

Damit erfasst es den vielschichtigen Wortschatz der heutigen Hochsprache in all ihren Erscheinungsformen, vom Dichterischen über Normalsprachlich-Umgangssprachliche zum Vulgären. Zeitlich fußt das Wörterbuch auf dem Wortschatz des 20. Und 19.

Jahrhunderts; außerdem nimmt es auch veraltete Wörter aus weit bekannten klassischen Werken des 18. Jahrhunderts auf, soweit sie für das Verständnis des Inhalts nötig erscheinen. Alle veralteten Wörter und Wortformen des 18. Und 19. Jahrhunderts aufzunehmen, würde über den Rahmen dieser Ausgabe hinausgehen, zudem lassen sich auch oft alte Formen ohne weiteres aus den entsprechenden modernen erschließen (Klappenbach/Brand 1980: 61).

Grundlagen und Ziele der praktischen Wörterbucharbeit lassen sich bezogen auf vier Komponenten beschreiben, die als Wissenbasis, Wissensprüfung/Wissenermittlung, Wissenorganisation und Wissenvermittlung bezeichnet werden. Auf diese vier Komponenten lassen sich alle Voraussetzungen und Abläufe beziehen, über die im Rahmen der lexikographischen Arbeit ein Wörterbuch entsteht (Schlaefer 2002: 78).

Die Sammlung vorhandenen Sprachwissens kann in besonders ökonomischer Weise von der Auswertung bereits vorhandener Wörterbücher ausgehen, wie das folgende Zitat aus dem Deutschen Rechtswörterbuch veranschaulicht:

"Die Wörterbücher bilden eine große Familie. Mehr als andere Werke hängen sie miteinander zusammen und sind aufeinander angewiesen. Immer wieder muss das spätere Wörterbuch Rat holen bei seinen Vorgängern. Neben unseren selbständigen Sammlungen haben wir stets mit dankbarer Freude und mit viel Nutzen die vorhandenen Wörterbücher

durchgesehen und jede neue Lieferung gleich verarbeitet." (DEUTSCHE RECHTSwörterbuch (B/1914ff.) I, S.XI)

Die Passage umschreibt modifiziert den Sachverhalt der Verwertungs- oder Abschreibtradition, über die das kollektive lexikalische Wissen von Wörterbuch zu Wörterbuch tradiert wird. Die Risiken dieses Verfahrens liegen darin, dass möglicherweise unkritisch fehlerhafte Informationen übernommen werden. Am leichtesten fassbar sind die Auswirkungen der Abschreibtradition bei den sogenannten

"Geisterwörtern", die als erfundene oder missverstandene Lexeme einmal in ein Wörterbuch Eingang gefunden haben und danach durch Abschreibtraditionen über viele Wörterbuchgenerationen tradiert werden (Schlaefer 2002: 78-79).

Wörterbücher stellen eine Widerspiegelung des kollektiven Bewusstseins aller Mitglieder einer gegebenen Sprachgemeinschaft in verschiedenen Epochen dar. Das Wörterbuch hat damit sowohl kulturelle und gesellschaftliche als auch linguistische Bedeutung. Letztere insofern als das Wörterbuch einerseits – verstanden als Sprachbeschreibungsmittel - den linguistischen Forschungsstand der gegebenen Sprache zu einem bestimmten Zeitpunkt reflektiert und andererseits als Quelle linguistischer Forschung dienen kann. Das Wörterbuch als Vermittlungskanal zwischen Sprachwissenschaft und Gesellschaft repräsentiert linguistische Forschungsergebnisse.

Verschiedene Wörterbücher reflektieren dabei gemeinhin unterschiedliche linguistische Ansätze, die nicht zuletzt bestimmt sind durch die lexikographischen Kodifikationsziele in Abhängigkeit von der anzusprechenden Gruppe der Wörterbuchbenutzer. Für den Linguisten ist es von Interesse, in welcher Weise unterschiedliche linguistische Ansätze in Wörterbüchern vertreten werden und welche Probleme sich daraus für die Benutzer ergeben können. Wörterbücher dienen also der Erfüllung individueller und kollektiver gesellschaftlicher Bedürfnisse und in verschiedenen kulturellen Bereichen, der Anhebung des Kulturniveaus der Gesellschaft und bilden eine gemeinsame kommunikative Basis der jeweiligen Gesellschaft. Inder gesellschaftlichen Kommunikationsfunktion der Wörterbücher liegt die Aufgabe der Lexikographie. Auf diese Tatsache bezieht sich die Aufgabe der Lexikographie in den

Bereichen Wörterbuchkultur und Benutzerfreundlichkeit

(http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/dissts/Bochum/Sun2001.pdf).

Benzer Belgeler